Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Petzholdt, 1840
Petzholdt beschreibt die Bildung des Sonnensystems,
benutzt hierbei die Hypothese von Laplace (Urnebel).
Der Text zeigt deutlich die anfangs Philosophisch ausgerichtete Linie
der Geowissenschaften.
Interessant:
Die Wissenschaftler kennen 1840 schon 50 chemische Elemente.
Das Konzept "Flüssig - Fest - Gasförmig" war akzeptiert und bewiesen.
Die Affinität einiger chemischer Elemente und Ihre Form sich zu
verbinden war bekannt.
Das Konzept einer exothermischen
Reaktion - endothermischen Reaktion steckt noch am Anfang und wird noch
nicht ganz verstanden. Aber die Beobachtungen zeigen schon in diese
Richtung.
Foto/Scan -
Petzholdt (1840): Erdkunde - Geologie. - 253 Seiten, 1
Abbildung, 1 Tafel; Verlag de J.J. Weber, Leipzig
[Sammlung W..Griem]
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De: A. Petzholdt
(1840) Seite 145
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Originaltext von
Petzholdt
in
deutsch:
A. Petzholdt: Seite 8 - 16
Entstehung des Sonnensystems und der Erdkugel
Nach La Place [Laplace] war die Sonne bei dem ursprünglichen Zustande des
Sonnensystems um ihre Achse rollend -von einer Atmosphäre umgeben,
welche vermöge einer ausnehmenden Hitze weit über die Bahnen aller
Planeten hinaus sich erstreckte: die jetzigen Planeten, mithin auch
unsere Erde, existierten damals noch nicht. Die Hitze verminderte sich allmählig, und jemehr sich die Sonnenatmosphäre durch Abkühlung
zusammenzog, wuchs die Schnelligkeit der Umwälzung nach den Gesetzen der
Kreisbewegung, und eine äußere Dunstzone riss sich von dem Übrigen los,
indem die Zentralanziehung nicht länger im Stande war, der verstärkten
Zentrifugalkraft zu widerstehen. Diese Dunstzone zerbrach in
verschiedene Massen, welche sich gewöhnlich zu Einer wieder
verbanden und sodann um die Sonne rollte. Solche Dunstmassen hatten,
wie aus mechanischen Betrachtungen erhellt, jede ihre Kreisbewegung, und
da immer noch weitere Abkühlung des Dunstes vor sich ging, brachte jede
einen Planeten hervor, welcher Trabanten oder Ringe haben konnte, die
auf dieselbe Weise aus dem Planeten sich bildeten, wie dieser aus der
Atmosphäre der Sonne.
Es erklärt diese Hypothese wie keine andere die
Bewegungen der Planeten nach derselben Richtung und beinahe in
derselben Ebene; die Bewegungen der Trabanten nach derselben Richtung
wie die der Planeten; die Umwälzung dieser verschiedenen Körper um ihre
Achse nach derselben Richtung, nach der die anderen Bewegungen gehen,
und in nicht sehr verschiedenen Ebenen. Bei der Annahme dieser Hypothese
wird das Rätsel ringförmiger Trabanten, wie zum Beispiel des Ringes des
Saturns, auf die einfachste Weise gelöst; aus ihr ergibt sich von selbst
der Grund der geringeren Dichtigkeit derjenigen Planeten , welche von
der Sonne entfernter als unsere Erde sind, wie die größere der nähern.
Auf sie werden wir die Darlegung der fernen Umbildung unseres Planeten
bis auf den heutigen Tag ebenso ungezwungen als hoffentlich genügend
gründen können.
Auch sind die erwähnten Herschelschen
Beobachtungen [2], von diesem Astronomen mit mächtigen Teleskopen
angestellt, ganz geeignet, die Verdichtung solcher Urnebelmassen zu
Weltkörpern, deren Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit durch
Vorstehendes erwiesen worden, im Reiche der Wirklichkeit faktisch
nachzuweisen. Er bemerkte nämlich Nebelstoff in Flecken an
verschiedenen Teilen des Himmels zerstreut, an einigen dieser Flecken
sah er denselben um einen oder mehrere schwache Kerne verdichtet, bei
anderen waren diese Kerne leuchtender im Verhältnis zu dem sie
umgebenden Nebel. Wird durch weitere Verdichtung die Atmosphäre jedes
Kernes von den übrigen getrennt, so entstehen daraus vielfache
Nebelsterne , gebildet durch glänzende Kerne, welche sich sehr nahe an
einander befinden, und von denen jeder mit einer besonderen Atmosphäre
umgeben ist: manchmal hat auch der Nebelstoff, indem er auf
gleichförmige Weise sich verdichtet, Nebel-systeme hervorgebracht,
welche planetarische genannt worden sind. Endlich verwandelt ein noch
höherer Grad von Verdichtung alle diese Nebel-systeme in Sterne.
Die
Frage, wie dieser Nebel entstanden, welche andere noch frühere Zustände
ihm vorangegangen seien, auf physikalischem Grund und Boden zu
beantworten, scheint außer dem Bereiche der menschlichen beschränkten
Erkenntnis zu liegen, und es ist nicht ratsam, sich in solche Geist
verwirrende, zu nichts führende Grübeleien einzulassen ; genug dass wir
aus vernünftigen Gründen sein früheres Vorhandensein Erschließen dürfen.
Gott schuf ihn, durch sein allmächtiges Wort, aus Nichts [p.11]
Vielleicht, dass ein Teil zukünftiger Glückseligkeit in dem Erkennen
dieses Nichts liegt! —
Somit wäre denn durch Annahme des Vorhandenseins
einer solchen abgetrennten Nebelmasse das Material zur Bildung unserer
Erde gegeben, und es blieb höchst einfachen physikalischen und
chemischen Gesetzen überlassen, diese Bildung aus Nebel durch die
verschiedensten Abstufungen späterer Zustande bis auf den heutigen Tag
zu vollenden.
Fassen wir zunächst, ehe wir weiter gehen, das wichtigste
dieser Gesetze, deren wir uns zur Erklärung der Erdbildung bedienen
werden, näher ins Auge; es lautet: Verdichtung erzeugt Wärme, Ausdehnung
hingegen Kälte, oder: Wärme dehnt aus, Kälte zieht zusammen. Zur näheren
Erläuterung desselben sei es mir vergönnt, auf einige mehr oder weniger
bekannte Beispiele hinzudeuten.
Drücken wir in dem sogenannten Kompressionsfeuerzenge atmosphärische Luft schnell und stark zusammen,
d. h. verdichten wir sie, so wird die der Luft innewohnende, vorher
unbemerkte, daher von den Physikern ,.latent“ genannte Wärme frei
entweichen, und einen brennbaren Körper, in diesem Falle ein Stück
Feuerschwamm, zu entzünden vermögen ; während wir umgekehrt im Stande
sind, Körper bis zu den stärksten Graden abzukühlen, wenn wir sie mit
anderen Körpern, welche das Vermögen besitzen, sich stark auszudehnen,
in unmittelbare Berührung bringen, wie dies neuerdings angestellte
Versuche mit festgewordener Kohlensäure erweisen, wo während der
Ausdehnung dieser Kohlensäure, d. h. während des Übergehens in den
gasförmigen Zustand, so viel Kälte erzeugt [12] wurde, dass Quecksilber
sogleich gefror: anderer zahlreicher, ebenso lehrreicher Beispiele
nicht zu gedenken.
Druck ist aber keineswegs die einzige Ursache von
Verdichtung, vielmehr haben uns die Erfahrungen der Physiker und
Chemiker belehrt, dass dieselbe auch durch Kälte und chemische
Verwandtschaft bewirkt werden könne. So weiß jeder, dass sich
Wasserdampf, wenn er abgekühlt wird, zu tropfbarflüssigem oder gar zu
festem Wasser, zu Eis, verdichtet, und wenn bis jetzt die Verdichtung
nicht aller übrigen dampfförmigen oder gasförmigen Körper hat gelingen
wollen, so liegt der Grund lediglich in unserer Unkenntnis solcher
Verfahrungs- weisen, vermöge welcher die dazu nötigen größten
Kältegrade erzeugt werden können. Die Verdichtung durch chemische
Verwandtschaft anlangend, so liefert die Chemie zur Bestätigung eine
Fülle von Tatsachen , aus welcher ich nur das überaus lehrreiche
Experiment hervorhebe, wo gleiche Raumteile Wasser und Schwefelsäure
zusammen gebracht, nach ihrer Vereinigung den Raum, welchen sie vorher
einnahmen, nicht mehr erfüllen: die ganze Masse bat sich in Folge
chemischer Verwandtschaft zusammengezogen, verdichtet, und die dabei
stattfindende Erhitzung der gemischten Flüssigkeit ist verursacht durch
die, wie wir oben sahen, freigewordene Wärme.
Kehren wir jetzt zu der
abgetrennten Nebelmasse, welche das Material zu unserer Erde enthielt,
zurück. Es musste dieselbe durch das Abnehmen der Wärme, welche ihr von
der Zeit her noch innen wohnte, als sich einen
Teil der heißen
Sonnenatmosphäre nach La Place ausmachte , also in Folge der Abkühlung
sich anfangen zu [13] verdichten, oder was dasselbe ist, sich
zusammenziehen ; wobei die in ihr in Dampf oder Gas-Form enthaltenen
verschiedenen Elemente einander näher gerückt und in innigere
Berührung gebracht wurden. Erst in diesem Zustande konnten sich
dieselben, je nach ihrer wechselseitigen Verwandtschaft,-mit einander
chemisch vereinigen, in dem die Chemie als unabweisbares Gesetz
aufgestellt hat, dass die Körper in unmittelbare Berührung mit einander
kommen müssen, wenn chemische Verbindung stattfinden soll.
So wurde
lediglich in Folge der Abkühlung und Verdichtung jener ungeheure
Verbrennungsprozess eingeleitet, welcher die brennbaren Elemente mit dem
vorhandenen Sauerstoff vereinigte, und dessen Produkte wir heut zu Tage
in allen Erden und Gesteinen ebenso gut wie im Wasser und in der Luft
wiederfinden, während nur wenige wegen geringer Verwandtschaft zu
genanntem Stoffe es vorzogen, sich mit dem Wasserstoff zu vereinigen,
und noch andere wegen geringer Verwandtschaft zu beiden isoliert und
unverbunden blieben. Es musste aber durch diesen chemischen Prozess eine
Hitze erzeugt werden, welche mehr als hinreichend war, die entstandenen
Verbindungen entweder zu schmelzen, oder, wenn sie flüchtig waren, in
Dampf zu verwandeln. Die geschmolzenen nicht flüchtigen Verbindungen
flössen zur glühenden Kugel zusammen, die flüchtigen verdampfbaren
umgaben sie als heiße Atmosphäre. Mit dieser ersten Trennung
verschiedener Massen ist die erste Periode der Erdbildung geschlossen;
obwohl wir zum genauem Verständnis aller der Vorgänge, welche in ihr
Statt hatten, noch einiges Erläuternde hinzu fügen müssen. [14]
Zunächst
nämlich dürfte es dem der Chemie Unkundigen nicht sogleich ersichtlich
sein, was wir unter den Elementen verstehen, zumal da wir von ihnen
sagten, sie seien ursprünglich in Dampf- oder Gasform vorhanden gewesen.
Wir verstehen aber unter einem Element einen solchen Körper, welchen wir
auf keine Weise als aus verschiedenartigen Körpern zusammengesetzt
nachweisen können, also einen durchaus einfachen Körper, wie z. B. Gold,
Eisen, Schwefel, Sauerstoff, Wasserstoff u. s. w.; und es hat die Chemie
solche einfache Stoffe bereits mehr denn fünfzig entdeckt. Wenn nun
auch die Mehrzahl derselben gewöhnlich als starre feste Körper vor unser
Auge treten, so entbehrt doch die Annahme, sie können unter passenden
Umständen alle in Dampf verwandelt werden, eben so wenig
wissenschaftlicher Begründung, als unser früherer Ausspruch, alle,
selbst die flüchtigsten, können verdichtet in den festen Zustand
übergeführt werden.
In einer solchen Verdünnung aber, wie sie in dem
schon oft erwähnten Nebel enthalten waren, (man hat berechnet, dass
1/80000,000000 eines Granes Urnebelstoff (Materie) auf eine
geographische Kubik Meile kommen), wirkten sie nicht chemisch auf
einander, erst bei beginnender Verdichtung desselben konnte dies
geschehen, und zwar anfangs nur an seinen äußersten Grenzen, da er hier
zuerst abgekühlt und verdichtet wurde. Das chemisch Verbundene näherte
sich nach den Gesetzen der Anziehung und Schwere gegenseitig immer mehr
und mehr, und fand sich endlich im Mittelpunkte des Nebels zusammen, wo
es als geschmolzene Masse nunmehr den Kern des noch vorhandenen Nebels
bildete. Dadurch gelangten andere noch nicht verdichtete [15]
Nebelmassen an die Peripherie, wurden abgekühlt und verdichtet, die in
ihnen enthaltenen Elemente verbanden sich chemisch, wurden von der im
Centrum befindlichen geschmolzenen Masse angezogen, und trugen durch
Vereinigung mit derselben zu ihrer fortwährenden Vergrößerung bei,
welche in der endlichen Abnahme des zu verdichtenden Nebels ihr Ende
finden musste.
Zur nähern Einsicht ferner des oben gedachten
Verbrennungsprozesses und der dadurch erzeugten Hitze, dürfte es nicht
am unrechten Orte sein, die Erfahrungen der Chemiker darüber zu
vernehmen. Diese erzählen uns aber,' dass sie sehr oft bei dem
Zusammenbringen verschiedener Körper, unter übrigens günstigen
Umständen, den Akt der chemischen Verbindung von einer lebhaften
Feuererscheinung begleitet sehen, wobei nicht nur die
Lichtentwickelung zum Öfteren ausnehmend glänzend, sondern auch die
Erzeugung von Wärme so intensiv sei, dass sie sich namentlich der
letztem überall da bedienen, wo es darauf ankommt, Hitzegrade
hervorzubringen, welche selbst durch das lebhafteste Kohlenfeuer niemals
zu erreichen sind.
So gilt z. B. das bekannte Platin Metall als
unschmelzbar, und verdankt dieser Eigenschaft nächst einigen anderen
minder wichtigen vorzugsweise seine vielfache technische Anwendung;
allein der Hitze ausgesetzt, welche entwickelt wird, wenn sich
Wasserstoff und Sauerstoff chemisch vereinigen, schmilzt es sogleich
wie Wachs am Kerzenlichte. Fernere Untersuchungen haben aber gelehrt,
dass das Zusammentreten der Körper mit Sauerstoff ganz ins Besondere
solche Feuererscheinung in ihrer großartigsten Wirkung zur Folge habe,
und es wird die Annahme, alle irdischen Stoffe seien in der Urzeit
einmal verbrannt worden, d. h. sie haben sich unter Licht und
Wärmeentwickelung mit einander verbunden , zur Notwendigkeit, wenn uns
die Chemie nachweist, dass wirklich alle irdischen Stoffe mit einigen
wenigen Ausnahmen Producer einer solchen großen Verbrennung sind; und
die Entwickelung höchst intensiver Hitze, hinreichend um Dinge zu
schmelzen, welche im gewöhnlichen Leben als unschmelzbar bezeichnet
werden, wird dabei damals eben so wenig gefehlt haben, als dies heut zu
Tage der Fall ist, wo nur irgend dieses Experiment der Verbrennung im
Kleinen angestellt wird.
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Das Universum und Sonnensystem
Olbersche Paradox (Petzholdt, 1840)
●
Sonnensystems (Petzholdt, 1840)
Die Sonne (Walther, 1908)
Exzentrizität Erdumlaufbahn (Kayser,
1912)
Die Gestirne, der Mars (Neumayr 1897)
Hemisphären des Mars (Neumayer, 1897)
Verdoppelung der Marskanäle (Neumayr, 1897)
Mond-Karte (Schoedler, 1863)
Ringberg, Mond-Krater (Walther,
1908)
Ringkrater,
ebenen Mond (Walther 1908)
Schnitt Mondkrater (Kayser 1912)
Oberfläche Mondes (Kayser, 1912)
Meteorit im Anschliff (Fritsch, 1888)
Pallasit, Meteorit (Neumayr & Uhlig, 1897)
Meteorit von Kakova (Neumayr, 1897)
Meteorit (Walther, 1908)
Meteorit, Chondrit (Kayser, 1912)
Meteorit, beidseitig (Kayser, 1912)
Widmanstätten´sche Linien (Kayser,
1912)
Moldavite (Kayser, 1912)
Biografien
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A. Petzholdt
(1840)
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universo finito pero ilimitado
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Datos generales del universo
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