Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Walther, 1908
Der Mond
Abbildung 12: Die Ringgebirge und Schuttebenen des
Mondes (1908); p. 41, Original- Dimensionen: 9 cm X 11cm.
Abbildung Original von: Carl Pulfrich
Carl Pulfrich (*1858 - +1927): Deutscher Physiker - speziell in Optik, er entwickelte die Stereophotographie, forschte über die Refraktion, über das Verhalten von Licht in isotropen und anisotropen Medien. Nach ihm wurde der Pulfrich-Effekt benannt.
Walther, J. (1908): Geschichte der Erde und
des Lebens. - 560 Seiten, 353 Abbildungen; Verlag von Veit & Comp, Leipzig.
[Sammlung W..Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Walther, 1908 veröffentlichte
eine Fotographie es Mondes von Pulfrich.
Original-Text von
Walther, 1908; p 43 ff
Entstehung des Mondes:
Die Bildung des Mondes und die Meteoriten
In der Geschichte der Erde ist die Abtrennung ihres Satelliten ein
einzigartiger und höchst bedeutsamer Vorgang. Hat doch damals, und nur
in diesem einzigen Falle, die Erde Substanz verloren. Die Masse des
Mondes ist ein Fünfzigstel derjenigen der Erde, seine Dichte beträgt
3.6, er ist also leichter als die Gesamterde, aber wesentlich schwerer
als die Erdrinde.
Daraus schließen wir, daß unser Planet zur Zeit der Mond-bildung schon
nach Dichtezonen geschichtet war; aber diese Schichtung war noch nicht
so weit gediehen wie gegenwärtig, denn sonst würde das spez. Gewicht des
Mondes, der doch unzweifelhaft aus einem äquatorialen Ringe der
Erdoberfläche entstand, nur 2,5 schwer sein. In einem Abstand von
385.000 km umkreist der Mond in 27 1/3 Tagen seine Mutter und rotiert in
nahezu derselben Zeit um seine Achse; daher wendet er uns immer dieselbe
Seite zu; sein Tag beträgt also 14 Erdentage, dann folgt eine ebenso
lange Nacht.
Da der Mond ohne eine merkbare Atmosphäre, ungeschützt im kalten
Weltenraum schwebt, muß am Abend eine sehr intensive Abkühlung seiner
durch die Sonne stark erhitzten Oberfläche eintreten. Die Vorgänge der
physikalischen Verwitterung, die Zerklüftung aller Erhabenheiten, die
Zerbröckelung polychromer zusammengesetzter Gesteine muß dort ebenso
stark sein, wie in den trockensten Wüsten. Durch die jeden vierten Tag
ein tretende Sonnenfinsternis wird diese Wirkung noch gesteigert.
Mit der Atmosphäre fehlen dem Mond alle Erscheinungen der
Luftströmungen, Winde, Sandschliffe, äolische Abtragung, ebenso fehlt
das Wasser und damit fällt die wichtigste irdische Kraft der Talbildung
dort weg. Allerdings ist die Schwerkraft auf dem Monde sechseinhalbmal
geringer wie auf der Erde, daher werden sich die durch die Insolation
erzeugten Schuttmassen nur ganz langsam nach den Niederungen bewegen,
und die Möglichkeit viel höherer und steilerer Gebirgsabhänge ist
dadurch gegeben.
Besonders auffallend ist es, daß der Schwerpunkt des Mondes 59 km
jenseits seines Mittelpunktes liegt; mit anderen Worten: der Mond trägt
auf der uns zugewandten Seite eine verdickte Kappe. Schon das bloße Auge
erkennt auf dem Monde helle und dunkle Flächen. Aus dem Winkel*, unter
dem polarisiertes Licht von den helleren Teilen zurückgeworfen wird, hat
man geschlossen, daß diese die Beschaffenheit eines erstarrten
Glasflusses haben.
Die grauen Flächen, die man irrtümlicherweise als „Meere“ bezeichnet,
sind dagegen höchstwahrscheinlich ungeheuere Trümmerfelder, in welche
die Felsmassen der Mondrinde unter dem Einfluß der Wärmeunterschiede
zerfielen, und deren zerklüftete raue Masse daher das Sonnenlicht anders
reflektiert. Mit Hilfe des Fernrohres kann man auf dem Monde alle
Oberflächenformen erkennen, die größer als 30 m sind; seine Gestalt ist
daher verhältnismäßig besser bekannt als das Relief einer gleich großen
Fläche der Erde. Man kann besonders folgende Formen unterscheiden:
1. Die Gebirgsketten, langgestreckte, meist flache Bergzüge, welche oft
nur 100 m hoch, aber bis 300 km lang in unregelmäßigen Wellenlinien
dahinziehen. Man gewinnt aus ihrer Anordnung den Eindruck, daß sie
flache Schuttwälle sind, die aus der Zerstörung höherer, zufällig
zusammenliegender Berge hervorgingen.
2. Die Rillen; flache Gräben von 1—2 km Breite, die sich als
geradlinige, gelegentlich in scharfem Winkel abgelenkte Streifen bis 500
km weit verfolgen lassen.
[hier
weiter - 3]
p. 47ff
Entstehung des Mondes:
Die Untersuchungen von G. H. Darwin* haben eine Anzahl höchst wichtiger
Tatsachen über die Entstehungsgeschichte des Mondes und die Zustände der
Erde zur Zeit der Mondbildung ergeben: Bekanntlich erzeugt der Mond auf
den flüssigen Teilen der Erde einen Flutberg, und dieser reibt sich auf
der unter ihm rotierenden Erde. Nach dem Gesetz von der Erhaltung der
Kraft muß hierbei eine Arbeitsleistung vollbracht werden, welche die
Umdrehung der Erde verlangsamt, d. h. den Tag verlängert. Der Betrag
dieser Verzögerung ist gegenwärtig sehr gering. Eine vor 3000 Jahren
beobachtete Sonnenfinsternis läßt sich mit einer kleinen Fehlergrenze
auf Grund der jetzigen Verhältnisse zurückberechnen. Aber eine geringe
Abweichung bleibt bestehen, die sich mit einer Verlängerung des Tages
leicht erklären läßt.
Darwin hat nun wahrscheinlich gemacht, daß die Gezeitenreibung in der
Vergangenheit unverhältnismäßig größer war. Als der Mond um die Hälfte
der Erde näher stand, war die Gezeitenreibung 64 mal größer. Solange er
um ein Viertel des jetzigen Abstandes von der Erde entfernt war, mußte
sie 4096 mal so stark wie jetzt sein. Indem wir rückwärts in die
Vergangenheit schauen, kommen wir endlich zu einem Anfangszustande, bei
welchem der Mond noch fast einen Teil der Erdoberfläche bildete.
Die Erde drehte sich in vier Stunden um ihre Achse, statt der jetzigen
Tageslänge von 24 Stunden, und diese riesige Rotationsgeschwindigkeit
war hinreichend, um Teile der Erdoberfläche abzureißen.
„Es übersteigt die Macht der mathematischen Berechnung, die
Einzelheiten dieser Zerreißung zu verfolgen.“
Darwin vermutet, daß eine auf der noch flüssigen Erde erzeugte
Sonnenflut die Ursache der Lostrennung äquatorialer Massen gegeben habe.
Aber es ist wahrscheinlich, daß sich eine größere Anzahl von Stücken vom
Äquator abtrennten, die sich erst später zu dem jetzigen Monde
vereinigten. „Das System muß eine Periode allgemeiner Verworrenheit
durchschritten haben, ehe mit der Bildung eines einzigen Satelliten
wieder Ordnung hergestellt wurde.“ Die Mondmasse bewegte sich
anfangs in der Ebene des Erdäquators, in naher Entfernung an der Erde
hin, und wir müssen annehmen, daß der Mond etwas langsamer umlief, als
sich die Erde drehte.
Die dadurch veranlaßte Gezeitenreibung verminderte die Umdrehungszeit
der Erde erst rasch, dann immer langsamer, der Mond aber wurde
gleichzeitig gezwungen, von der Erde schraubenförmig zurückzuweichen und
eine immer größere Bahn zurückzulegen. Es verlängerte sich der
vierstündige Tag und der anfangs vierstündige Monat immer mehr und mehr.
Doch der Monat nimmt viel schneller zu, bis er ungefähr 29 Tage erreicht
hat. Darwin zeigt, daß dieser Zustand ein Wendepunkt in der Geschichte
der Erde sein mußte; denn jetzt nimmt der Monat langsamer zu, während
sich die Zahl der Umdrehungen der Erde rascher vermehrt; der Mond
gewinnt einen Vorsprung vor der Erde, und die Zahl der Tage im Monat
nimmt verhältnismäßig ab.
Unser gegenwärtiger Monat von 27 1/3 Tag entspricht vielleicht schon
dieser zweiten Phase in der Geschichte von Erde und Mond, und das
Endresultat dieser Gezeitenreibung wird sein, daß Mond und Erde sich
umeinander drehen, als ob sie einen einzigen Körper bildeten; der Tag
wird 55 Tage lang sein, und die Länge des Monats wird denselben Betrag
erreichen —.
Während so der Mond auf der Erde wesentliche Veränderungen von Tag- und
Nachtlänge hervorrief, bewirkte umgekehrt auch die Erde auf dem Monde
entsprechende Veränderungen. Solange die Mondmasse noch glühend heiß
war, mußten enorme Flutberge in der flüssigen Gesteinsmasse erzeugt
werden. Da der Mond sich schneller um seine Achse drehte, war die
Gezeitenreibung sehr groß.
„Der Mond drehte sich langsamer und langsamer, bis seine
glutflüssige Oberfläche erstarrte, und die von der Erde auf dem Monde
hervorgerufene Flut erstarrte ebenfalls, so daß der Äquator des Mondes
nicht ganz kreisförmig, und die längere Achse gegen die Erde gerichtet
ist.“
Verfolgen wir nun die weiteren Schicksale der Stücke, welche sich zu
Beginn der Mondbildung von der Erdoberfläche abtrennten und
wahrscheinlich als ein Ring großer und kleiner Massen die Erde
umkreisten.
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Allgemeine Geologie
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Sonnensystems (Petzholdt, 1840)
Die Sonne (Walther, 1908)
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1912)
Hemisphären des Mars (Neumayer, 1897)
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Ringberg, Mond-Krater (Walther,
1908)
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Ringkrater,
ebenen Mond (Walther 1908)
Schnitt Mondkrater (Kayser 1912)
Oberfläche Mondes (Kayser, 1912)
Meteorit im Anschliff (Fritsch, 1888)
Pallasit, Meteorit (Neumayr & Uhlig, 1897)
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