Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Das Wesen der Kontinente und Ozeane
"Beständigkeit der Meere und Kontinente": Ist die frühe Erkenntnis, das Kontinente immer Kontinente gewesen seien, und Ozeane immer Ozeane. Dies bezieht sich auf die geologische Definition.
"... namentlich in England und Amerika — so in A. WALLACE und J. DANA: 1912" ! Man merkt ein bisschen die National- Komponente in den Argumenten.
1*) Vgl. TH. ARLDT, Entwicklung der Kontinente u. ihrer Lebewelt. Leipzig 1907.
- [X) KAYSER, Geol. Forjnationskunde. 4. Aufl. 1911, S. 410. ]
Foto/Scan - Digital bearbeitet: (W.Griem, 2014); Aus: E. Kayser (1912): Land- und Wasserhalbkugel. Abbildung 26; Seite 99. Original-Größe der Abbildung: 5 cm x 9 cm.
Montessus Ballore (*1851 - +1923): Französischer Seismologe, Geophysiker, war der Begründer des chilenischen Seismologischen Institutes.
Kayser, E. (1912): Lehrbuch der Geologie. - Allgemeine Geologie; 4.Auflage, mit 881 Seiten; 611 Abbildungen; Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart. [Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
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14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Kayser (1912) veröffentlichte hier auch die Karte der
"Wasserhalbkugel" und der "Landhalbkugel". Hier fehlt noch oder wieder
die Antarktis, in
Walther (1908) ist die Antarktis schon bekannt. Auch hier wird die
ungleichmäßige Verteilung der Kontinente diskutiert, insbesondere die
Größe de Pazifischen Ozeans und die Akkumulation der Kontinentalmassen.
Die Abbildung ist in etwa nach
Dana (1894).
Kayser beschreibt die Kontinente als geotektonische Einheiten:
Um 1912, kann eine klare Verunsicherung in den Texten war genommen
werde: Zu einem sind Beobachtungen, wie eine recht einheitliche
Gondwana-Entwicklung, Laurasia Gemeinsamkeiten und die Beständigkeit der
Meere und Kontinente nicht mehr zu ignorieren, andererseits hat die
Schrumpfungs-Hypothese und Geosynklinal-Theorie keine keine
befriedigende Antworten parat.
Kayser erwähnt folgende Tatsachen welche auch in der späteren
Kontinentalverschiebungs-Theorie eine wichtige Rolle spielen:
a) Einheitliche Gonwana-Entwicklung
b) Laurasia - "die nördliche Erdfeste" - Fauna beweist einen
Zusammenhang N. Amerika - Europa
c) Beständigkeit der Ozeane und Kontinente
d) Die Spitze - dreieckige Form der Kontinente und vieler (Halb) -
Inseln
e) Entwicklung der Thetys
f) Ankopplung zwischen Süd- und Nordamerika in jüngster Zeit
g) Kontinent-Plattform und der Begriff des "geologischen Kontinents"
h) Detaillierte Kenntnisse der zeitlichen und räumlichen Faunen- und
Floren Verbreitung
Aber:
Es wird noch immer von Untergegangenen Kontinenten ausgegangen, oder
auch Landbrücken genannt:
Süd-Atlantis
Nord-Atlantis oder Arktis
Gondwana [sic! aber als untergegangener Kontinent]
Pazifischer Kontinent
Eigentlich werden schon viele Argumente benutzt, welche diese
Landbrücken als nicht haltbar erkennen lassen.
Original Text - Kayser, 1912 - p.99 - 103
2. Die feste Erde.
Innerhalb der Atmosphäre und der Hydrosphäre liegt der Erdball.
Nur ein kleiner Teil davon ragt über den Meeresspiegel empor
und bildet das feste Land, während der größere Teil unter dem Meere
liegt und den Meeresgrund bildet.
Das allgemeine Verhältnis von Meer zu Land ist ungefähr = 2,6 :1. Als
Ganzes betrachtet erscheint daher die Erde als eine Wasserkugel, aus der
mehrere größere und viele kleine Festlandstücke aufragen. Man kann aber
für die allgemeine Betrachtung auch Trockenes und Ozean einander
gegenüberstellen und eine überwiegende Land- und eine überwiegende
Wasserhalbkugel unterscheiden. Der Mittelpunkt der Landhemisphäre würde
südlich von der Westspitze Siziliens, der der Wasserhemisphäre östlich
von Neuseeland liegen und die Grenze zwischen beiden durch einen größten
Kreis gebildet werden, der etwa mit den pazifischen Küsten Amerikas und
Asiens zusammenfällt.
Hinsichtlich der allgemeinen Anordnung von Wasser und Land macht sich
sogleich der Unterschied geltend, daß der Ozean ein zwar
vielfach gegliedertes, aber überall zusammenhängendes Ganze bildet,
so daß es nur ein einziges Weltmeer gibt. Das Land
dagegen zerfällt in zwei große, gänzlich getrennte und voneinander
unabhängige Hauptmassen, die man als Erdfesten, oder auch als die
östliche oder Alte und die westliche oder Neue Welt bezeichnet.
Bei weiterer Betrachtung der Erdoberfläche fallen besonders drei
Tatsachen in die Augen:
Die erste ist die sehr ungleiche Verteilung von Wasser
und Land in den verschiedenen Zonen der Erde. Das Festland ist ganz
überwiegend um den Nordpol herum angehäuft, das Meer dagegen um den
Südpol. Von hier aus sendet das Meer drei große Ausläufer, den
Pazifischen, Atlantischen und Indischen Ozean nach N aus. Diese drei
Hauptäste verschmälern sich nach N zu allmählich zwischen den sich
zwischen sie einschiebenden Kontinenten in demselben Maße, als diese
allmählich an Breite gewinnen. Erst um den Nordpol herum vereinigen sich
die verschiedenen Meere noch einmal zu einer größeren Wasseransammlung,
dem Arktischen Ozean.
Die zweite Tatsache betrifft die dreieckige Gestalt der
Kontinente, die ihre Breitseite dem Nordpol zukehren, während sie nach S
zu keilförmig auslaufen. Diese dreiseitige, sich nach S zuspitzende
Gestalt tritt namentlich bei den beiden Amerika und Afrika deutlich
hervor und bewirkt, daß diese Kontinente „wie nach einer Schablone
gebaut“ erscheinen. Sie wiederholt sich aber auch bei vielen größeren
Inseln und Halbinseln, wie bei Grönland, Arabien, Ostindien,
Kamtschatka, Florida usw.
Die dritte Tatsache endlich besteht in der schon früher
(S. 39) hervorgehobenen antipodale Lage der großen Kontinente und
Ozeane.
Diese drei Erscheinungen treten in so eindringlicher Weise hervor, daß
es nicht wundernehmen kann, wenn man darin ein allgemeines
Gestaltungsgesetz der Lithosphäre zu erblicken geglaubt hat, das darauf
zurückzuführen sei, daß die erste Anlage der heutigen Kontinente und
Ozeane schon in der Urzeit der Erde stattgefunden hätte.
Die damit ausgesprochene Lehre von der wesentlichen
Beständigkeit der Kontinente und der ozeanischen Becken hat
namentlich in England und Amerika — so in A. WALLACE und J. DANA —
eifrige Verfechter gefunden, während sie in Deutschland nach dem
Vorgange von E. SUESS meist abgelehnt wird.
In der Tat lehrt uns die historische Geologie, daß die Verteilung von
Wasser und Land im Laufe der Zeiten große Änderungen erfahren hat *1).
So darf man mit NEUMAYR nach dem organischen Inhalt der Jurabildungen
annehmen, daß damals das ganze nördliche und ein großer Teil des
mittleren Asiens von offenem Meere eingenommen waren, während
ein geschlossenes Festland von Afrika über den heutigen südatlantischen
Ozean nach Südamerika hinüberreichte. Von den nördlich vom
Äquator liegenden Landmassen war dieser „brasilianisch-äthiopische
Kontinent“ durch ein großes Mittelmeer getrennt, das sich vom
Pazifischen Ozean über Südeuropa bis zum Indischen Ozean erstreckte *1).
Dies „zentrale Mittelmeer“ NEUMAYRS, das SUESS mit dem Namen
„Thetys“ belegt hat, hat auch während der ganzen Kreideepoche
und der älteren Tertiärzeit bestanden. Erst später bildete sich im SO
Europas eine Landscheide aus, durch welche die Verbindung zwischen dem
Indischen und Atlantischen Ozean unterbrochen wurde und die Thetys zum
heutigen Mittelmeere zusammenschrumpfte.
In ähnlicher Weise nehmen die Phytopaläontologen auf Grund der
zahlreichen Anklänge, die die westeuropäischen Tertiärfloren mit den
nordamerikanischen zeigen, schon lange an, daß während der
Tertiärepoche eine Verbindung zwischen Europa und Nordamerika bestanden
hat. Sie soll vermittelt worden sein durch ein ausgedehntes,
erst nach jener Zeit untergesunkenes, von Irland und den Färöern über
Island und Grönland hinüberreichendes Festland. Diese alte
Hypothese einer ehemaligen Arktis hat in neuerer Zeit durch die
Entdeckung der Puerco-Fauna Neumexikos und Colorados eine kräftige
Stütze erhalten, denn die dortigen alttertiären Säuger zeigen eine so
große Übereinstimmung mit den gleichaltrigen Westeuropas, daß man daraus
mit Notwendigkeit auf einen ununterbrochenen Zusammenhang beider
Kontinente zu Beginn der Tertiärperiode schließen muß.
Ebenso darf man angesichts des Umstandes, daß die Alte Welt in der
älteren Tertiärzeit noch Eukalypten und Beuteltiere, also die
Hauptcharakterformen des heutigen Australiens mit diesem Erdteile gemein
hatte, darauf schließen, daß zwischen Asien und Australien
damals noch eine feste Landverbindung bestand. Erst in der
jüngeren Tertiärzeit zerriß diese Verbindung und es bildete sich
allmählich der große floristische und faunistische Gegensatz aus, der
heute zwischen beiden Gebieten besteht.
Aus diesen und anderen ähnlichen Tatsachen geht hervor, daß sich im
Laufe der Erdgeschichte an der Erdoberfläche sehr bedeutende
Veränderungen vollzogen haben. Sie haben nicht allein die Kontinente
betroffen, sondern auch die Ozeane, die sicherlich zum Teil junge
Gebilde darstellen. Nur vom Hauptozean unserer Erde, dem Stillen Meere,
nimmt man fast allgemein an, daß es ein sehr hohes, bis in die ältesten
Zeiten der Erdgeschichte zurückreichendes Alter besitze. Aber auch
dieser Annahme glauben Forscher wie HUXLEY und E. HAUG
widersprechen zu müssen, indem sie in diesem Ozean das hypothetische
Festland suchen, von dem aus die höheren Säuger und die Laubhölzer sich
über die Erde verbreitet haben.
Wenn auf diese Weise viele geologische Tatsachen für eine
Veränderlichkeit der Oberflächen-beschaffenheit der Erde sprechen, so
dürfte anderseits die Vorstellung von einer gewissen Beständigkeit der
Kontinente nicht so von der Hand zu weisen sein, wie es meist bei uns
geschieht. Die historische Geologie lehrt uns nämlich, daß die
Mehrzahl der marinen Transgressionen verhältnismäßig rasch
vorübergehende Ereignisse darstellen, die die Gestalt
der Kontinentalsockel nicht wesentlich beeinflußt haben. Die
meisten dieser Überflutungen haben nur einzelne Teile der
Festländer betroffen und auch diese nur als Flachmeere (sogenannte „epikontinentale“
Meere) überspült.
Daraus erklärt sich die auffallende Tatsache, daß unter den die
Kontinente zusammensetzenden Sedimenten solche, die man nach ihrer
Gesteinsbeschaffenheit und ihren organischen Einschlüssen mit Sicherheit
als Tiefseebildungen ansprechen könnte, ungemein selten sind. Die
meisten Gesteine, die man früher als solche gedeutet hat, wie
besonders die Schreibkreide, werden von neueren Forschem als
Seichtmeergebilde betrachtet.
Auch die früher als tiefere Meeresablagerungen gedeuteten bunten
Cephalopoden-kalke verschiedener Formationen, von den alpinen
Ammonitenkalken an bis zu den untersilurischen Orthocerenkalken hinab,
sind keinesfalls in sehr großer Tiefe entstanden. Nur manche
paläozoische an Radiolarien und Spongienresten reiche Kiesel-
und Alaunschiefer sowie die Graptolithenschiefer dürften mit einiger
Wahrscheinlichkeit als Ablagerungen aus größerer Meerestiefe anzusehen
sein, und als wirklich abyssische Absätze kann man vielleicht
die jung-jurassischen und kretazischen sogenannten Radiolarite der Alpen
(rote, Hornstein oder Jaspis führende Schiefer) ), ferner gewisse
oligozäne, hauptsächlich aus pelagischen Globigerinen zusammengesetzte
Kalksteine der Insel Malta sowie manche, an unsere heutigen roten
Tiefsee- tone erinnernden Tertiärtone der westindischen Insel Barbados
ansprechen. Auf alle Fälle aber sind derartige Gesteine eine große
Seltenheit, und darin liegt unseres Erachtens ein Beweis dafür,
daß nur ganz ausnahmsweise Teile ehemaligen Tiefseebodens über den
Meeresspiegel erhoben worden sind, und damit zugleich ein
starker Beweis für eine verhältnismäßig beschränkte
Veränderlichkeit unserer großen und tiefen Meeresbecken.
E. HAUG nimmt fünf, die ganze geologische Zeit über mehr oder weniger
beständige Kontinentalmassen an: die nordatlantische, die
sibirisch-chinesische, die afrikanisch-brasilische, die
australisch-indisch-madagassische und die pazifische. Nach ihm
hat sich Australien wahrscheinlich schon in vortertiärer Zeit vom
indo-madägassischen Gebiete getrennt. Vor Beginn des Miozäns
trennte sich Südamerika endgültig von Afrika, ungefähr zur
gleichen Zeit die indische Halbinsel von der madagassischen Region, die
Afrika angegliedert wurde. Die Verbindung zwischen Europa und
Nordamerika war schon vom Oligozän an behindert und hörte im Miozän ganz
auf. Die beiden Amerika vereinigten sich erst in der Pliozänzeit.
Als die wichtigsten versunkenen Festlandsstücke sind zu nennen
die Nordatlantis oder Arktis, die Südatlantis (Verbindung zwischen
Afrika und Südamerika), das ehemals Indien mit Madagaskar
verbindende Gondwana-Land und der südpazifische
Kontinent. Eine sehr wesentliche Einbuße durch Bruch und
Versenkung scheint auch das antarktische Festland erlitten zu haben, das
möglicherweise ehemals mit dem australisch-madagassischen, vielleicht
auch mit dem pazifischen Kontinent zusammengehangen hat. Die Formen des
Festlandes lassen sich in zweifacher Hinsicht betrachten: 1.
nach ihrer waagerechten Gliederung, die gegeben ist durch ihre
Begrenzung durch das Meer, und
2. nach ihrer Erhebung über den Meeresspiegel.
[Hier
weiter im Text]
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Land, Kontinente und Ozeane:
Weltkarte (Beudant (1844)
Weltkarte (Ludwig, 1861)
Östliche-Westliche Halbkugel (Vogt, 1866)
Land- und Wasser Halbkugel (Vogt, 1866)
Kontinente, Ozeane (Walther, 1908)
►
Land - Wasser Verteilung (Kayser, 1912)
Verteilung Ozeane, Kontinente (Krümmel, 1886)
Text: Umriss Kontinente (Credner, 1891)
Profil Erdatmosphäre (Kayser 1912)
Profile
Ideales Profil Erdkruste (Cotta, 1849)
Idealprofil der Erdkruste (Roßmäßler, 1863)
Ideales Profil Erdkruste
(Siegmund, 1877)
Ideales Profil, Erdkruste (Polack, 1892)
Ideales Profil, Colorado (Walther 1908)
Ozeane und Kontinente
Karte Südatlantik (Krümmel, 1886)
Text: Der Ozeanboden (Credner, 1891)
Geotektonisches Modell (KAYSER, 1912)
Verteilung der Erdbeben (M. de Ballore)
Polwanderung 1890 - 1898 (Walther 1908)
Gondwanaland (Walther, 1908)
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Kontinent-Ränder (Kayser, 1912)
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Kontraktions-Theorie (Credner, 1891)
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