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Geschichte der Geowissenschaften: Allgemeine Geologie

CREDNER (1891): Definition Geologie

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Mikroskop von Schoedler 1863

Schoedler, 1863 - Das Mikroskop. 

Credner verfasste einen etwas moderneren Text, eine exakte, moderne und logische Definition. Die Begriffe "Geognosie" werden nicht mehr benutzt, die bloße Beschreibung von Situationen tritt in den Hintergrund, Interpretationen werden in den Vordergrund gestellt.

1891: Die Evolutions-Theorie von Darwin ist veröffentlicht, bekannt und anerkannt in weiten wissenschaftlichen Kreisen. In der Geologie ist die Kontraktions-Theorie weit verbreitet; Dana und Stille arbeiten an einer aufbauenden Geosynklinal-Theorie.

Einige Text-Passagen über die Hilfswissenschaften könnte man teilweise so in das Jetzt projizieren, die Mineralogie und ihre Nähe zur Chemie zum Beispiel.


Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bear­bei­tung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W.Griem, 2020).


Credner, 1891: Veröffentlichte in seinem Buch "Elemente der Geologie" eine Definition der Geologie und der Geowissenschaften:

Originaltext in Deutsch, Credner (1891):
p. 1 - 2

§ 1. Aufgabe der Geologie.

Die Geologie fasst die Erde als ein kosmisches Individuum auf, dessen Eigenschaften, Kraftäußerungen und Entwicklungsgeschichte sie zu erforschen hat. Sie bezweckt demnach nicht allein das Studium des fertigen Erdganzen und seiner einzelnen Glieder, — ihre zweite gleichberechtigte Aufgabe ist die Ergründung der Geschichte unseres Planeten und seiner Bewohner.

Sie soll versuchen, den Erdball von den ersten Stadien seiner Existenz durch die einzelnen Phasen seiner allmählichen Herausbildung bis zu seiner jetzigen Gestaltung zu verfolgen und das Wirken der bei diesem Entwickelungsprozesse tätigen Naturkräfte zu ermitteln; sie soll versuchen, von den Zuständen der Erde während verflossener Perioden, von den jeweiligen Faunen und Floren auf ihrer Oberfläche, von der Verteilung von Festland und Meer, von den klimatischen und vulkanischen Erscheinungen früherer Zeitalter ein Bild zu gewinnen und endlich die allmählichen Veränderungen zu verfolgen, welchen alle diese Verhältnisse im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Erde unterworfen waren.

Die Geologie liefert nach alledem nicht eine nackte Naturbeschreibung, ihre Aufgabe ist ebenso viel geschichtlicher Art;— sie ist die Lehre von dem Erdkörper in seiner gegenwärtigen Erscheinungsweise und Zusammensetzung sowie von seiner allmählichen Entwickelung.


§ 2. Einteilung der Geologie.
Die Erforschung des Erdkörpers hat folgende, sich logisch aufeinander entwickelnde Fragen aufzustellen und zu beantworten:

1. Welches ist die Gestalt, Größe und Oberflächenbeschaffenheit, welches sind die physikalischen Verhältnisse der Erde? Darauf antwortet die physiographische Geologie.
2.  Aus was für Material besteht der uns zugängige Teil der Erde? Darüber handelt die petrographische Geologie.
3.  Welche Kräfte haben bei der ursprünglichen Bildung und allmählichen Veränderung des Gesteinsmateriales, sowie der Oberflächengestaltung der Erde mitgewirkt und wirken noch jetzt? Auskunft erteilt die dynamische Geologie. Auf welche Weise haben sich unter Mitwirkung dieser Kräfte die verschiedenartigen Gesteine gebildet? Damit befasst sich die petrogenetische Geologie.  
4. Wie sind die Gesteine zum Aufbau der Erdveste benutzt worden, wie sind sie zum Ganzen verbunden, welches ist die Architektonik der Erde? Diese Frage behandelt die architektonische Geologie. 5. Welches ist die Entwicklungsgeschichte der Erde und ihrer Bewohner? eine Frage, welche die historische Geologie zu beantworten sucht.


§ 3. Hilfswissenschaften der Geologie.

Die Aufgaben der Geologie sind, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, so vielseitig, dass sich diese auf sämtliche übrige Zweige der Naturwissenschaften stützen muss.
Eine ihrer wesentlichsten Grundlagen bietet die Mineralogie. Die Einzelkörper, welche das Material zum Aufbau der Erdkruste geliefert haben, sind die Mineralien, deren Eigenschaften, deren Bildung und Umbildung die Mineralogie lehrt. Bis zur Ermittlung der Mineralien, aus welchen die Gesteine des festen Erdkörpers zusammengesetzt sind, geht der Geologe beim Zergliedern des Erdganzen zurück, ihre Kenntnis aber setzt er voraus.

Die Chemie, die Lehre von den Veränderungen bei der Einwirkung der Materien auf einander, macht die Deutung der Gesteins-Entstehung, die Verfolgung der Vorgänge beim Werden und bei der Umbildung der Gesteine möglich und gibt durch die chemische Analyse Mittel zu Gesteinsuntersuchungen an die Hand.

Die Paläontologie, die Wissenschaft von den Faunen und Floren der Vorwelt, muss als eine der Hauptgrundlagen des geologischen Studiums betrachtet werden. Sie gibt die Möglichkeit, die viele tausend Meter mächtige Aufeinanderfolge von Gesteinsschichten in zusammengehörige Komplexe (Formationen) zu scheiden, sie lehrt, das Alter der einzelnen Gesteinsbildungen zu konstatieren, sie liefert Mittel, zwei wenn auch noch so weit von einander entfernte Schichten hinsichtlich ihres Alters zu vergleichen, sie gibt Andeutungen über die physikalische Geographie früherer Perioden und spricht endlich in der unsere Zeit bewegenden Frage über die Entwickelungsgeschichte der Organismen das entscheidende Wort.

Auch die Physik steht in mannigfaltigster Beziehung zur Geologie. Ist doch die Mineralogie zum großen Teile eine physikalische Wissenschaft und sind doch die Fragen nach dem spezifischen Gewicht der Erde, nach den Temperaturverhältnissen des Erdinnern, nach dem Erdmagnetismus rein physikalischer Natur.

Ebenso innig ist das Verhältnis der Astronomie zur Geologie. Sie belehrt uns über die Stellung unseres Planeten im Weltsystem, sie berechnet die Dimensionen und die allgemeine Form der Erde und gibt Andeutungen über die ursprünglichsten Zustände derselben.

Zwischen Geographie endlich und Geologie lassen sich überhaupt keine scharfen Grenzen ziehen. Die Oberflächenbeschaffenheit der Erde ist eben der Ausdruck des geologischen Baues derselben und das Endprodukt der Summierung der Resultate aller früheren geologischen Vorgänge.

 

Literatur:

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Publiziert: 4.8.2019 / Aktualisiert: 4.8.2019, 6.9.2020
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