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Die Coquimbo Region, Chile: Historische Texte

Text Hugo Kunz: Beschreibung von Coquimbo

Museo Virtual, Chile

W. Griem, 2009 - 2021

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Abbildungen
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Text von Hugo Kunz
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Coquimbo de Martin


Historische Texte: Kunz, Beschreibung Coquimbo

español / deutsch

Text Hugo Kunz: Beschreibung von Coquimbo

Der Norden der Republik.
Beschreibung von Coquimbo.

Coquimbo. Auf dem 29° 55' 10" südl. Breite und dem 71° 25' 10" westl. Länge, südlich von Serena, am Fuße und dem Abhange eines 500' hohen, sich weit ins Meer erstreckenden, von spärlichster Vegetation bedeckten Felsen­gebirges gelegen, bietet von See her die Stadt Coquimbo keinen unfreund­lichen Anblick dar. Aber, einmal an Land, sieht sich der Reisende in seinen Erwartungen arg getäuscht. Auf den beiden, 100 resp. 60 Meter in den Hafen hineinragenden Landungsbrücken, in der Umgebung des stattlichen Zollhauses und längs der von einem halben Dutzend Bäumen nur dürftig beschatteten Esplanada, entfaltet sich bei Ankunft eines Dampfers wohl einiger Maassen geräuschvoll das Leben und Treiben einer Hafen- und Handelsstadt; dieser prosaische Eindruck ist aber auch Alles, was das Auge des Reisenden wohltuend zu berühren vermag.

Die schattenlose, zunächst den Landungsbrücken dem Sonnenbrande ausgesetzten Plaza Vicuna Mackenna, ebenso die Straßen der Stadt sind trotz der Nähe des besten Steinmaterials nur stellenweise gepflastert, und dreist setzt sich der bei dem leisesten Luftzug aufwirbelnde Staubpuder auf Hut und Kleidern fest. Was nun vollends dem Reisenden den längeren Aufenthalt verleidet, ist der Heidenspektakel der die Hauptverkehrsstraße (Calle Aldunate) passierenden Eisenbahn nach Ovalle und Serena, deren ohrzerreissendes Lokomotivengeheul, deren bimmelnde Glockensignale und schwarzen Rußwolken ihn in einen permanenten Zustand nervöser Betäubung versetzen. Der ephemere Anblick der armseligen Hügelquartiere, das chaotische Durcheinander des sich in den bergan führenden Straßen lagernden Steingerölls, der eruptive Charakter der ganzen Landschaft machen unwillkürlich den Eindruck, als ob in Folge eines gestrigen Erdbebens dieses lokale Zerrbild entstanden sei.

Bei alledem ist Coquimbo ein bedeutender Hafenplatz, ein Ort von 8440 Einwohnern, der seine Existenz in der Schifffahrt und dem Seehandel findet und dessen Bevölkerung in ihren Lebensbedingungen ebenso sehr mit der Gunst und Ungunst des Meeres als des Hinterlandes verwoben ist. Für die Bedeutung Coquimbos als Hafenplatz spricht allein die statistische Tatsache, dass hier im Jahre 1888 nicht weniger als 492 (17 Kriegs-, 365 Dampf-, 112 Segel-) Schiffe, mit zusammen 543,142 Tonnengehalt, ein- und 487 (17 Kriegs-, 365 Dampf-, 107 Segel-) Schiffe, mit zusammen 539,482 Tonnengehalt, ausgelaufen sind. Die sehr geräumige und sichere Bai, in der zur Winterszeit namentlich auch Kriegsschiffe Schutz vor dem Norder suchen, hat guten Ankergrund von 14 bis 36 Meter Tiefe. Seit 13 Jahren liegt hier das englische Depotschiff Liffey, das unter Nelson in der berühmten Seeschlacht bei Trafalgar am 21. Oktober ,1805 hervor-, ragenden Antheil an dem Siege der Engländer über die vereinigte fran­zösisch-spanische Flotte genommen hat.

Der Hauptausfuhrartikel des hiesigen Hafens ist Kupfer in Barren und Regulus; ein Theil der Erze wird am Orte selbst in dem Kupferschmelz­werk - von A. Edwards y Ca. beneficirt. Außer Kupfer gelangen auch Manganerze, hydraulischer Kalk, der in Coquimbo gefunden und gebrannt wird, Sohlleder, Ziegen-, Chinchilla-Felle etc. zur Ausfuhr.

An öffentlichen Gebäuden besitzt Coquimbo die mehrgenannte Aduana, in der sich auch die Bureaux der Hafenbehörde (Gobernacion maritima), sowie der Munizipalität befinden, eine kleine katholische Kirche und einen Methodistentempel, der sich im Besitz der englischen Kolonie befindet, deren kleinerer Theil sich zum Methodistenthum bekennt. Die Hautevolee der englischen Gesellschaft gehört der englischen Episcopal-Kirche an und verhält sich abwehrend dem aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeführten Methodismus gegenüber. Die methodistische Gemeinde gründete vor einigen Jahren eine Schule (im eigens dazu errichteten großen Schulgebäude), welche in erster Linie dazu dienen soll, vom Schulgelde Missionäre zu unterhalten und Propaganda in der katholischen Bevölkerung zu machen. Die Zahl der in Coquimbo von den Methodisten bekehrten Chilenen ist mit ca. 200 nicht zu hochgeschätzt.

Die liegenden Besitztümer der ganzen Stadt sind im Kataster auf nur 2.354,223 $ 54 Cts. eingeschätzt. Coquimbo ist Telegraphenstation (Telegrafo del Estado und Submarino). Die hier ebenfalls domizilierte West Coast Telefon Company vermittelt, abgesehen vom Platze selbst, den telefonischen Verkehr mit den benachbarten Orten Serena, Tongoi, Higuera, Pan de Azúcar, Guayacan und Totoralillo.

Am Platze existieren Dampfer-Agenturen der Compania Sudamericana (Jose Grierson), der Compania Inglesa (Jose Grierson), der Kosmos-Linie (Julio Carcassou), der Hamburg-Pacific-Linie (Virjilio Baron y Tiffou), der französischen Linie (Palassin y Lestle) und der Gulf Line (Steel y Ca.).

Konsularisch vertreten sind in Coquimbo England, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Belgien. Die kleine deutsche Kolonie, die insgesamt nur 10 Seelen zählt, ressortiert zum deutschen Konsulatsbezirk Valparaíso.
Die bedeutendsten Handelsfirmen des hiesigen Platzes sind: Alfredo Steel y Ca. (Eisen-, Holz-, Porzellanwaaren); Jenkins y Ca. (Eisenwaaren, Lampen etc,); Virjilio Baron y Tiffou (Export, Import); Palassin y Lestle (Export, Import); Amenabar y Ca. (Export, Import); Alles in Allem genommen sind hier vier deutsche Firmen etablirt: Teodoro Finger y Ca. (Import, Export und Commission von Manufactur- und Kurzwaren); Guillermo Wächter, vormals Wächter y Bauer (Weinhandlung und Bierdepot); Guillermo Gries (Schiffsprovisionen., Cigarren- lind Tabakhandlung), sowie Waldemar von Wolnitzky (Chemisches Laboratorium). An den letzteren Namen anknüpfend, sei hier des Wolnitzky’schen Schul- und Erziehungs-Institutes gedacht, das, von Frau Auguste von Wolnitzky im Verein mit ihrem hochachtbaren Gatten hier ins Leben gerufen, durch den pädagogischen Ruf der Gründer kräftigst empfohlen, auch von außen her das verdiente Zutrauen gewinnt. Von Solchen, welche die Erziehungs- und Unterrichtsmethode des Wölnitzky’schen Ehepaares genauest kennen und ein sicheres Urteil darüber aussprechen können, kann dieselbe nicht genug gepriesen werden.

Unter den hier etablierten Gasthäusern ist das „Hotel Ingles“ in der Straße Aldunate (Besitzer R. Bawden) in jeder Beziehung sehr empfehlenswert, während das Hotel de Francia (Aquiles Tiffou) bei Weitem nicht den gleichen Ruf genießt. Hotelpreise gleichmäßig 3 $ ohne Wein. Das einzige hier dreimal wöchentlich erscheinende Zeitungsblättchen ist der „El Cosmopolita“, der ausschließlich lokalen Interessen dient.

Text wurde digitalisiert, OCR bearbeitet sowie teilweise der heutigen Rechtschreibung angepasst.

Martin: Coquimbo en 1909



Vorgehensweise:
Text wurde digitalisiert (Scanjet HP G3110), OCR bearbeitet (ABBYY fine Reader versión 14) sowie teilweise der heutigen Rechtschreibung angepasst  (W. Griem, 2018).


Literatur, Coquimbo:
• Kunz, Hugo (1890): Chile und die deutschen Kolonien. - 634 Seiten: Commisonsverlag Julius Klinkhard, Leipzig. (Sammlung W. Griem)
• MARTIN, CARL (1909): Landeskunde von Chile. - 777 Seiten, Geographisches Institut der Universität Jena; Verlag L. Friedrichsen & Co. Hamburg, 1909. (Sammlung W. Griem)

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Veröffentlicht: 1.2.2018, Aktualisiert: 1.2.2018, 10.4.2021
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