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Geschichte der Geowissenschaften

Franz Reichetzer (1821): Definition Geognosie

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Franz Reichetzer (1821): Definition Geognosie

Zitat:
Reichetzer, Franz (1821): Anleitung für die Geognosie, insbesondere zur Gebirgskunde - Nach Werner. - 285 Seiten; Verlag J.G. Heubner, Wien. [Sammlung W. Griem]

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Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teilweise angepasst, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).


Reichetzer, der Schüler von Werner, verfasste dieses Buch; in seinem erstem Kapitel definiert er die wichtigsten Grundfächer der Geognosie:
Orognosie oder Gebirgskunde
Unterirdische Berggeographie
Mineralogische Geographie: Eher Paläontologie

Originaltext in Deutsch, Reichetzer (1821):
p. 3-5

Einleitung
Die Geognosie ist jener Teil der Mineralogie, welcher uns sowohl mit den Verhältnissen des festen Erdkörpers überhaupt als auch insbesondere mit den darin vorkommenden Lagerstätten der Fossilien, mit ihrem Entstehen und ihren Verhältnissen gegen einander in systematischer Ordnung bekannt macht.

Obschon verschieden von der Geognosie, werden doch oft damit verwechselt: die Orographie, die Beschreibung der Verhältnisse eines einzelnen Gebirges, ohne Rücksicht auf ein anderes — die Orognosie, oder Gebirgskunde, zum Teil auch unterirdische Berg-Geographie, die Kenntnis von den Gemengteilen der Gebirgsmassen, ihrer Schichtung, Erzführung; sie ist ein Teil der Geognosie und zwar für den Bergmann der wichtigste, sie ist zugleich ein Teil der Orologie, welche über dies noch die Lagerung, Gestalt und Erzeugung der Gebirgsmassen untersucht, und daher gleichfalls der Geognosie untergeordnet ist die Geogonie, welche sich mit der Entstehung des Erdkörpers beschäftigt— die Geologie, welche die geognostischen Erscheinungen zu erklären sucht — die physische Erdbeschreibung, welche den Erdkörper in allen geognostischen, geographischen, physischen und mathematischen Beziehungen kennen lehrt, von welcher also die Geognosie ein Teil ist — endlich die mineralogische Geographie, d. i. die Kenntnis von dem örtlichen Vorkommen der Fossilien; diese gehört unter die wichtigsten Hilfswissenschaften der Geognosie. Der feste Erdkörper ist die große Fossilien Masse, die, mit dem sie umgebenden Gewässer, den Planeten ausmacht, welchen wir bewohnen.

Die Betrachtung sowohl der äußeren, als der inneren Verhältnisse des Erdkörpers, ist ein Gegenstand der Geognosie — der äußeren, die sich auf die Größe, die Form, das Oberflächen-Ansehen der Erde, in Vergleichung mit den übrigen Himmelskörpern — der inneren, die sich auf die Massen, woraus sie besteht, und ihre Struktur beziehen, d.i. auf die allgemeinen und besonderen Lagerstätten der Fossilien. Dieser letztere Teil der Geognosie heißt die Gebirgskunde, und dieser ist es insbesondere, womit sich der Bergmann vorzugsweise bekannt zu machen hat.

Die Lagerstätten der Fossilien, d. i. die Räume, in welchen die Fossilien sich erzeugt haben, und gefunden werden, unterscheidet man in allgemeine und in besondere Lagerstätten, und man versteht unter jenen die Gebirgsmassen selbst, welche den festen Erdkörper ausmachen, unter diesen aber die fremdartigen, teils gleichzeitigen, teils später entstandenen kleineren Fossilien-Niederlagen, welche man in Gebirgen antrifft, nämlich Gänge, Lager u. s. w., und worauf man hauptsächlich die mineralogisch- einfachen Fossilien findet.

Wenn im geographischen Sinne die Erhabenheiten des Erdkörpers Berge, und zusammenhängende Berge , mit den dazwischen liegenden Vertiefungen, Gebirge heißen, so versteht dagegen der Geognost unter Gebirgen bloß die Felsmassen, woraus der Erdkörper besteht, ohne auf den äußeren Umriß derselben Rücksicht zu nehmen. Ein Kalkgebirge, ein Steinkohlengebirge bildet an feiner Oberfläche nicht immer Erhabenheiten und Vertiefungen; es kann den Boden einer ebenen Strecke Landes ausmachen.



Literatur:

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Publiziert: 29.2.2020 / Aktualisiert: 29.2.2020, 18.10.2020
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