Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
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Neumayr & Uhlig, 1897
Abbildung: Abbaumethoden im Salz von Wieliczka. Aus Neumayr & Uhlig (1897):
Original Abbildung
64 - Band 2 (OCR-Version)
Neumayr, M. Uhlig, V. (1897): Erdgeschichte. - Band 1: 692 Seiten, 378 Abbildungen; Band 2: 700 Seiten, 495 Abbildungen, Verlag Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien. [Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden digital Bearbeitet. (W.Griem). Speziell wurden
Filter zur Verbesserung der Schärfe und des Graustufenverlaufs
angewandt.
Die Texte wurden fotographisch digitalisiert, mit ABBYY fine Reader v.
14 nachbearbeitet und mit OCR in ASCII konvertiert. Die Texte wurden
teilweise den
heutigen Rechtschreibregeln angeglichen.
Wieliczka bei Krakau war sicherlich das wichtigste
oder wissenschaftlich interessanteste Lagerstätte in seiner Zeit.
Die Abbaumethoden im Salz waren (und sind) nicht die selben wie in
anderen Gesteinen. Die relative niedrige Härte und das plastische
Verhalten des Salzes forderte besondere Maßnahmen:
a) Salztafeln
b) der sogenannte Einhau
c) Längsschramm
d) Sohlenschramm
e) Firstschramm
f) Abbhebestange
Siehe auch:
Salzbergwerk, Polen (Ludwig, 1861)
Galerie in Wieliczka (Treptow, 1900)
Galerie, Wieliczka (Treptow, 1900)
Originaltext aus Neumayr & Uhlig, Bd. 2 p.
77 - 79 (OCR-Version)
Salzabbau und Salze:
Das bekannteste ist wohl das von Wieliczka bei Krakau,
das sicher seit dem 11. Jahrhundert, wahrscheinlich schon früher,
regelmäßig abgebaut worden ist. Unter einer wenig mächtigen Decke von
Dammerde und Diluvialbildungen folgt der miozäne bläuliche,
ungeschichtete Tegel, der schon bei 20 m Tiefe eine leichte Imprägnation
mit Salz erkennen läßt. Mit zunehmender Tiefe wächst auch der
Salzgehalt, und in dem mit Salzbrocken angereicherten Salz- tone treten
zahlreiche stockförmige, bald kubische, bald langgestreckte,
grobkristallinische Salzkörper auf, die die verschiedensten Größen bis
zu einem Inhalt von mehreren tausend Kubikmetern aufweisen und ihrer
grünlichgrauen Färbung wegen den Namen Grünsalzkörper erhalten haben.
Dis darunter befindlichen Teile des Salzlagers unterscheiden sich von
der oberen Region wesentlich durch die deutliche Schichtung, die sowohl
an den Salzflözen als auch an den zwischenliegenden tauben Gesteinen
beobachtet werden kann. Die Salzflöze verzweigen sich zuweilen oder
keilen sich aus, um in einiger Entfernung von neuem anzusetzen. Sie sind
durch taube Gesteine getrennt, die hauptsächlich aus Salzton mit
zahlreichen Platten und Bändern von Anhydrit, seltener Gips (vgl. Bd. I,
S. 598), und aus Salzsandstein bestehen. Die Salzflöze sind in zwei
Zonen angeordnet. Die obere enthält das Spiza-Salz [*1], ein
mittelkörniges, mit feinen Sandkörnern verunreinigtes Salz, das bis zu
20 m mächtige Flöze bildet, die untere das Szybiker (Schacht-) Salz, das
sich durch hochgradige Reinheit auszeichnet, aber nur Flöze von 2—8 m
Mächtigkeit bildet.
Ihre Lagerung gleicht in großen Zügen fast zwei versteinerten, flachen
Meereswellen, deren Rücken sich ausgedehnt und zipfelförmig zu gespitzt
haben. Das Liegende der Szybiker Flöze wird aus Anhydrit, Salzton und
Salzsandstein gebildet und wurde noch nicht durchfahren, da aus ihm
wiederholt Süßwasser in so großer Menge ausgetreten ist, daß der
Grubenbau dadurch gefährdet wurde. Kaum enthält ein zweites Salzlager so
zahlreiche Versteinerungen wie das von Wieliczka, das dadurch schlagend
seine Entstehung aus dem Meer erweist. Häufig sind wohl nur die
mikroskopischen Schälchen von Foraminiferen; doch sind auch Mollusken,
Krustaceen, Bryozoen und eine Einzelkoralle nachgewiesen worden. Nicht
selten stößt man auf Reste von Landpflanzen, die von den benachbarten
Küstengegenden eingeschwemmt worden sind.
Die große Mächtigkeit der Salzkörper oder -Lager, die bedeutende
Trockenheit und Festigkeit des Gebirges, die in der vollkristallinischen
Ausbildung des Salzes ihren Grund hat, bedingen eigenartige, für den
Salzbergbau bezeichnende Abbaumethoden. Die Salzkörper werden bis auf
eine dünne, der Festigung wegen zurückgelassene Kruste nach allen
Richtungen hin abgebaut, so daß dadurch riesige, in Wieliczka „Kammern"
genannte Hohlräume entstehen. Da sich der alte Bergbau in Wieliczka
zuerst den Grünsalzkörpern der oberen Region zugewendet hatte, so
erscheint gegenwärtig deren größter Teil bereits abgebaut, und es legen
nur noch die zahlreichen großen, bis zu 95 m hohen Kammern in den oberen
Horizonten der Wieliczkaer Grube Zeugnis ab von dem ehemaligen
Salzreichtum. Manche Kammern standen mehr als ein Jahrhundert in
Betrieb, wie die Kammer Michalowice, aus der vom Jahre 1717—1861 Salz
gefördert wurde. In den tieferen Horizonten nehmen die Kammern, angepaßt
an die mehr flächenartige Entwickelung der Salzflöze, eine geänderte,
niedrigere Form an. Der Abbau selbst geschieht durch die Ablösung großer
Wandflächen, die durch Längs-, Firsten- und Sohlenschramme umgrenzt,
durch seitlich eingetriebene eiserne Keile von der Unterlage teilweise
abgelöst und endlich mit einer buchenen Stange gänzlich abgehoben werden
(s. Abbildung 17). Auf diese Weise werden nach allen Richtungen des
Abbauraumes hin große Salztafeln gewonnen, die dann zerkleinert und in
verschiedenen Formen in den Handel gebracht werden.
Interessant ist der Umstand, daß der Kammerbau, wie wir ihn in Wieliczka
kennen gelernt haben, auch bei außereuropäischen Salzlagern in gleicher
Weise angewendet wird. So wissen wir durch die ostindischen Geologen,
daß sich die Hindu schon lange vor der Besitznahme des Landes durch die
Europäer in den ausgedehnten Salzlagern der „Salt Range" des Kammerbaues
bedienten und dabei innere Hohlräume erzeugten, die die vielfach
bewunderten Kammern von Wieliczka an Großartigkeit übertreffen.
Wenden wir uns von Wieliczka nach Osten, so tritt uns im benachbarten
Bochnia das nächste Salzvorkommen entgegen, wo mehrere Salzflöze im
Gegensatz zu der verhältnismäßig flachen Lagerung von Wieliczka sehr
steil nach Süden einfallen und eine viel geringere Mächtigkeit und
Reinheit besitzen als dort. In Ostgalizien und in der Bukowina sind
großartigere Salzlager selten; dagegen ist hier eine Unzahl (über 200)
ergiebiger Solen über die ganze Miozänzone verstreut. Nur eins unter den
ostgalizischen Salzlagern kann eine erhöhte Aufmerksamkeit beanspruchen,
das von Kalusz, das neben Steinsalz mächtige Lagen und Linsen von Sylvin
(Chlorkalium) und Kainit enthält. Die große Bedeutung dieser Salze
sowohl für die Industrie als auch unsere theoretischen Anschauungen über
die Entstehung der Salzlager wird bei der Besprechung des Staßfurter
Lagers eingehender gewürdigt werden. In Kalusz haben diese Salze bisher
noch nicht jene intensive Ausnutzung und Verarbeitung erfahren, deren
sie fähig und würdig wären.
Auf der Südseite des Karpatenbogens nehmen in erster Linie die
siebenbürgischen Schlager durch ihre Geschichte, ihre Größe und ihr
geologisches Verhalten die Aufmerksamkeit in Anspruch. Ein förmlicher
Ring von einzelnen Salinarvorkommnissen, der nur auf der Südseite
erhebliche Unterbrechungen erleidet, umzieht den Innenrand des
siebenbürgischen Beckens. Das Salz ist hier nicht, wie gewöhnlich, in
flächenartig ausgebreiteten Lagern entwickelt, sondern in Form
mächtiger, vielfach in sich zusammengeknickter kubischer „Stöcke" von
riesiger Größe. Das hier untenstehend abgebildete Vorkommen von
Deesackna macht hiervon eine Ausnahme, da es die ursprüngliche Lagerform
noch deutlich erkennen läßt. Auch die Salzstöcke waren ursprünglich
Lager und dürften erst infolge späterer Zersetzungen und Umlagerungen,
die im Inneren der Salzmasse vor sich gingen und mit Volumenvergrößerung
verbunden waren, die Stockform angenommen haben. Mit dem Salze sind auch
hier, wie allenthalben, Gips und Anhydrit verbunden. Als Begrenzung der
Salzstöcke treten Salztone auf, die hier häufig Trachyt-Tuffe enthalten,
von den vulkanischen Eruptionen her, die zur Miozänzeit in Siebenbürgen
wie in Ungarn eine Rolle gespielt haben.
Riesig, wie die Dimensionen der Salzstöcke, sind auch die glocken- oder
pyramidenförmigen Abbauräume, die man im Inneren angelegt hat. Man baut
von Tage aus einen engen Schacht in das feste Steinsalz und geht darin
noch eine Strecke weit fort, um den künftigen Bau durch eine
Steinsalzdecke vor Einsturz zu sichern. Abwärts wird nun der Raum nach
allen Richtungen immer mehr erweitert, bis endlich kolossale kegel- oder
pyramidenförmige Hallen entstehen (s. nebenstehende Abbildung 18), die
nach außen nur durch den an der Spitze der Kammern befindlichen Schacht
kommunizieren'. Diese Hallen, in ihren Ausmaßen noch großartiger als die
Kammern Wieliczkas, können eine Höhe von 150 m erhalten und dabei eine
Grundfläche von 3000—4000 qm aufweisen. In neuerer Zeit legt inan keine
Glocken- oder Kegelbaue mehr an, sondern gibt den Abbauhallen eine
zylindrische oder prismatische Form, um sofort eine größere Abbaufläche
zu bekommen. Nicht selten vereinigt man zwei angrenzende Kammern zu
einer einzigen. Die Art des Abbaues ist ähnlich wie in Wieliczka.
Der Salzabbau wird gegenwärtig hauptsächlich in den Salinen Parajd,
Deesackna, Thorda, Maros-Ujvár und Vizackna betrieben und zwar am
lebhaftesten in Maros-Ujvár, wo jährlich an 700.000 Zentner gewonnen
werden. Als den mächtigsten Salzstock betrachtet man den von Parajd, der
eine Maximallänge von 2300 m, eine Maximalbreite von 1700 m und eine
aufgeschlossene Tiefe von 180 m aufweist und mit nackten Salzfelsen zu
Tags ausgeht. Ähnliche Verhältnisse wie die Salinen Siebenbürgens bieten
auch die Salzlager Oberungarns, namentlich die im Komitat Marmaros
gelegenen, dar.
[*1]: Spiza, d. h. gips, weil nach Wieliczka berufene Zipser Bergleute
dieses Salz erschlossen haben.
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►
Abbaumethoden im Salz (Neumayr, 1897)
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