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Geschichte der Geowissenschaften

Carl Friedrich Naumann: Die Aufgaben der Geologie

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Credner: Ausbruch eines Vulkanes

Credner, 1891: Ausbruchs des Vesuvs
[Hier in groß: Ausbruchs des Vesuvs 1822 (Credner, 1891)]

Die Aufgaben der Geologie: Naumann versucht die Geologie exakt von anderen Wissenschaften abzugrenzen und ihre Aufgaben zu bestimmen.

 

Ausschnitt aus dem Buch Geognosie von Carl Friedrich Naumann (1850):

Libro de Naumann, 1850 - Geognosie

Geognosie, 1850: Buch von Naumann

 

Zitat:
Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der Geognosie. - Band 1; 1000 Seiten, 306 Abbildungen, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig
Naumann, Carl Friedrich ( 1850): Lehrbuch der Geognosie. - Band 2; 1222 Seiten, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig. [Sammlung W. Griem]

Die Abbil­dungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi einge­scannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bear­beitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimina­tion von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bear­beitung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur OCR vorbereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII um­gewandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teilweise angepasst, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).


Carl Friedrich Naumann (1850) Geognosie:
p. 4-6
Die Aufgaben der Geologie:

Originaltext in Deutsch, Naumann (1850):
p. 4-6

§.2. Aufgabe der Geologie.

Die Geologie, als Wissenschaft von der Natur des Erdkörpers, vereinigt in sich die Naturbeschreibung und Naturgeschichte 1*) desselben. Zu einer bestimmteren Erkennung ihrer eigentlichen Aufgabe bedarf es jedoch einer Verständigung darüber, was man unter der Natur des Erdkörpers zu verstehen habe. Nun ist es bekannt, dass das Wort Natur in der Sprache des gemeinen Lebens wie der Wissenschaft in sehr verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. Wenn jedoch von der Natur eines Dinges, d. h. eines als Einzelwesen gedachten Körpers die Rede ist, so versteht man darunter den Inbegriff aller Eigenschaften, Tätigkeiten und Zustände, durch welche sich uns das Wesen desselben zu erkennen gibt. Und diese Bedeutung ist es, in welcher auch wir das Wort zu nehmen haben.

Die Geologie hat uns daher mit allen Eigenschaften, Kraft-Äußerungen und Zuständen des Erdballs bekannt zu machen, soweit solche überhaupt einen Gegenstand unserer unmittelbaren oder mittelbaren Erkenntnis bilden.

Da nun aber der Erdball ein vielfältig zusammengesetztes Ganzes ist, da wir schon an seiner Oberfläche drei so verschiedenartige Glieder, wie die Atmosphäre, das Reich der Gewässer und die feste Erdrinde zu unterscheiden haben, von denen wenigstens die beiden letzteren abermals eine manchichfaltige Gliederung erkennen lassen, so werden wir die Natur des Erdkörpers größtenteils in seinen Gliedern studieren müssen, und nur dadurch zu einer genauem Kenntnis des Ganzen gelangen können, dass wir nicht bloß die mancherlei Eigenschaften, Kraft-Äußerungen und Zustände aller einzelnen Glieder, sondern auch die Verhältnisse ihrer gegenseitigen Verknüpfung und Wechselwirkung zu erforschen suchen. Hierbei drängt sich uns jedoch die Frage auf, wie weit die Geologie auf eine wissenschaftliche Untersuchung der Glieder des Erdkörpers eingehen soll.

Die Atmosphäre z. B. ist ein Gemisch mehrere Gase und Dämpfe, welche in konstanten oder schwankenden Verhältnissen zu der großen Hohlkugel vereinigt sind, deren statische und dynamische Verhältnisse , deren physische und chemische Eigenschaften einen so wichtigen Einfluss auf das Reich der Gewässer und auf die feste Erdoberfläche ausüben. Bilden denn nun auch diese einzelnen Gase und Dämpfe an und für sich einen Gegenstand geologischer Betrachtung, oder wird ihre Kenntnis von der Geologie vorausgesetzt? Offenbar findet das Letztere statt, indem diese näheren Bestandteile der Atmosphäre schon in der Chemie nach allen ihren Eigenschaften untersucht und dargestellt worden sind.

Ebenso bildet das Wasser das Hauptmaterial des ganzen Reiches der Gewässer, welches in Quellen, Bäche, Flüsse, Ströme und Seen gegliedert ist, während mancherlei andere Mineralspezies die verschiedenen Gesteine zusammensetzen, von welchen ganze Schichten und Schichten-systeme, ganze Gebirgsketten und Plateaus gebildet werden. Jene Quellen, Flüsse und Ströme, diese Gesteine, Schichtensysteme, Gebirgsketten und Plateaus, sie bilden allerdings einen Gegenstand der Geologie; allein das Wasser selbst und alle die einzelnen Mineralspezies, welche als Bestandteile der Gesteine auftreten, sie gehören nicht mehr in den Bereich geologischer Untersuchungen.

Überhaupt also hat die Geologie ihre Objekte nur bis zu den Einzelkörpern zu verfolgen, aus denen sich dieselben zusammengesetzt erweisen; sie hat es mit den verschiedenen Aggregaten und den größeren Massen dieser Einzelkörper zu tun, setzt aber die Kenntnis derselben voraus, deren Begründung nicht von ihr, sondern von der Mineralogie oder Anorganographie gefordert wird.

Die Geologie ist, wenigstens als Geognosie der festen Erdkruste, die Wissenschaft von dem Zusammenvorkommen der Mineralien und Fossilien, oder von den Mineral- und Fossil-Aggregaten, welche sie durch alle Formen und Abstufungen zu verfolgen hat; ein Begriff, den schon Werner in ähnlicher Weise aufstellte, und welcher später durch Mohs, freilich in einer etwas einseitigen und daher minder glücklichen Auffassung geltend gemacht worden ist *2). Sie ist die Wissenschaft von dem natürlichen Mineralsysteme in der Bedeutung, wie Wilbrand diesen Ausdruck genommen wissen wollte; eine Bedeutung, auf welche ScheIIing verweist, wenn er sagt: »Kannst »du dem Metall gebieten, sich in den Punkt zu stellen, wo es in deiner Verstandesordnung liegt, oder der Pflanze, da zu blühen, wo du sie hin reihst, »oder überhaupt den Wesen, sich zu sondern, wie du sie sonderst, und liegt »nicht vielmehr Alles in einer göttlichen Verwirrung vor dir?« —

Diese Verwirrung, wenigstens im Gebiete der anorganischen Körperwelt aufzuklären, das ist es am Ende, was wir von der Geologie fordern. Während also die Mineralogie ein System schafft, welches als solches nirgends in der Außenwelt existiert, so sucht die Geologie nur Erkenntnis und Verständnis eines Systems, welchem in allen seinen Teilen objektive Realität zukommt, welches ihr im Erdbälle und in den verschiedenen Gliedern desselben realiter vorliegt.

----

°1) Das Wort Naturgeschichte in seiner eigentlichen Bedeutung genommen, wie solche Bronn in seinem treulichen Handbuche einer Geschichte der Natur festgehalten bat, nicht in der herkömmlichen, mit Naturbeschreibung zusammenfallenden Bedeutung.


*2) Mohs, die ersten Begriffe der Mineralogie und Geognosie, zweiter Teil, 1842, wo S. 3 die Geognosie als die Wissenschaft von der Zusammensetzung der Erde aus den Individuen des Mineralreiches definiert wird; eine Definition, welche v. Holger in seinen Elementen der Geognosie, 1846, S. 13 mit Recht verwirft, ohne jedoch eine bessere an ihre Stelle zu setzen. Denn nur wenige Geognosten dürften ihre Wissenschaft in der Definition wieder erkennen: Geognosie ist die Wissenschaft von der Herausbildung der Mineralspezies aus der chaotischen oder formlosen Masse; a. a. 0. S. 10, 14 und 20

Siehe auch:
Definition Geologie (span.)


Literatur:

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Publiziert: 4.8.2019 / Aktualisiert: 4.8.2019, 18.10.2020
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