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Geschichte der Geowissenschaften

Ludwig, 1861: Der Aar - Gletscher in der Schweiz

Historische Arbeiten

W. Griem 2007 - 2020

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Ludwig, 1861: Der Aar - Gletscher in der Schweiz
 

LUDWIG (1861) Der Aar-Gletscher in der Schweiz in seiner Form um 1861. Sehr gut ist die (noch vom Eis umflossene) Zentralmoräne zu erkennen, große Blöcke fließen en den Eismassen.

Original Text von Ludwig, 1861:
Gletscher p. 162

Die an die Erdoberfläche tretenden Quellen bilden zusammenrinnend Bäche, Flüsse und Ströme. Alle diese innerhalb gewisser Einsenkungen der Erdoberfläche, den Tälern, fortfließenden Wasser reißen bei ihrer Bewegung erdige Theile mit sich, welche sie von den Wänden ihres Bettes abgebrochen haben. Man bezeichnet dieses Losbrechen und Fortspülen von Gestein und Erde mit den Namen Einreihung, Abnagung, Erosion. In hohem Grade unterstützt wird die Erosion durch die Gletscher- und Grundeisbildung, weshalb wir hier diese Erscheinungen besprechen wollen. In den Hochgebirgen und den Polen näher, selbst in sehr niedriger Lage bis zum Meeresspiegel herab, sammelt sich der Schnee in großen Massen an. Er taut bekanntlich in höheren Gebirgen nie ganz und bedeckt deren Gipfel das ganze Jahr über. Die Linie, bis zu welcher der Schnee immerwährend liegen bleibt, wird als Grenze des ewigen Schnees (Schneelinie) bezeichnet; dieselbe erhebt sich am Äquator bis 17,000 Fuß über den Meeresspiegel, fällt aber in Grönland mit dem letzteren zusammen. In der Nähe der Schneegrenze tauen im Sommer die dicken, in Täler zusammengewehten Schneemassen oberflächlich auf; das Tauwasser versickert in den Schnee und gefriert daselbst wieder. Es entstehen dadurch körnige Schneemassen, wie kleine eckige "Schloßen", die Firn genannt werden und, sobald sie dicht und fest zusammenfrieren, die Gletscher bilden.


In den Hochgebirgen (Alpen) der gemäßigten Erdzonen erscheinen die Gletscher überall in tiefen, bis in die Schneeregion-herauf reichenden Tälern und Schluchten. Sie strecken sich bis weit unter die Schneegrenze herab in die fruchtbaren Täler herein und führen den Schnee und Firn des Hochgebirges in die wärmeren Landstriche herab, bis sie schmelzend wieder zu tropfbarflüssigem Wasser werden. Das Gletschereis besitzt eine körnige Struktur; es setzt Massen von mehreren Hundert Fußen Dicke zusammen und ist auf den steil geneigten Talsohlen, welche es bedeckt, in beständiger Bewegung. Ganz so, wie das tropfbar- flüssige Wasser im Flußbette, wenn auch langsamer, fließt das Gletschereis Tal abwärts. Die Beobachtungen von Agassiz und seinen Begleitern haben gelehrt, daß die Gletschermasse am Ufer langsamer voranrückt als in der Mitte, daß das Eis am Boden weniger rasch vorwärts geht als an der Oberfläche. Natürlich! an den unebenen rauen Felsen der Täler stellen sich der Bewegung mehr Widerstände entgegen als in der körnigen Masse des Gletschereises selbst; ganz so wie die Strömungen an den Ufern und am Boden eines Flusses wegen der Reibung des Wassers an der Erde langsamer ist als in der Mitte des Wasserlaufes. Die verschiedene Bewegungsgeschwindigkeit der Eismassen veranlasst Spaltungen, die nach der Mitte des Gletschers abwärts gekrümmt und in überhängender Neigung nach dem untern Gletscherende zu gestellt sind. In diese, den Gletscher-Besteigern so gefährlichen Spalten, stürzt im Sommer das oberflächlich abthauende Wasser und löst, unterstützt durch die Erdwärme, die Eismasse vom Talboden ab. Während im Winter der Gletscher nur an seiner untern, den Boden berührenden Fläche langsam schmilzt, sich an der Oberfläche aber durch Schneefall und überrollenden Firn beständig erhöht, so daß der vermehrte Druck die ganze Masse tiefer in das Tal hereinschiebt, taut er im heißen Sommer an seinem Talende stärker ab und weicht dadurch zurück. In dieser Jahreszeit lockert sich der Zusammenhang aller seiner Theile, er wird beweglicher, rückt deshalb rascher voran und sendet große Wassermassen in die Flüsse.

Die Gletscher bedecken sich oberflächlich, namentlich an ihren Seiten mit vom Ufer auf sie herabgefallenen Felsblöcken und Schutthaufwerken. Umstehende Fig. 98, welche den oberen Teil des Schweizer Aargletschers darstellt, faßt den Punkt auf, an welchem sich zwei aus Seitentälern herabkommende Gletscher vereinigen.

[Hier weiter im Text von Ludwig]

Original Abbildung 98: Seite 163; Original-Größe: 9 cm x 8 cm: Ludwig, 1861: Aargletscher

LUDWIG, Rudolph (1861): Das Buch der Geologie (Vol I y II). - Naturgeschichte der Erde; 212 Seiten (Band 1) y  230 Seiten (Band 2), 7 Abbildungen in Farbe, 273 Abbildungen im Text; Verlag Otto Spamer, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W. Griem, 2020).



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Publiziert: 30.11.2019 / Aktualisiert: 30.11.2019, 18.10.2020
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