Historische Arbeiten
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LUDWIG (1861) Der Aar-Gletscher in der Schweiz in seiner Form um 1861. Sehr gut ist die (noch vom Eis umflossene) Zentralmoräne zu erkennen, große Blöcke fließen en den Eismassen.
Original Text von Ludwig, 1861:
Gletscher p. 162
Die an die Erdoberfläche tretenden Quellen bilden zusammenrinnend Bäche,
Flüsse und Ströme. Alle diese innerhalb gewisser Einsenkungen der
Erdoberfläche, den Tälern, fortfließenden Wasser reißen bei ihrer
Bewegung erdige Theile mit sich, welche sie von den Wänden ihres Bettes
abgebrochen haben. Man bezeichnet dieses Losbrechen und Fortspülen von
Gestein und Erde mit den Namen Einreihung, Abnagung, Erosion. In hohem
Grade unterstützt wird die Erosion durch die Gletscher- und
Grundeisbildung, weshalb wir hier diese Erscheinungen besprechen wollen.
In den Hochgebirgen und den Polen näher, selbst in sehr niedriger Lage
bis zum Meeresspiegel herab, sammelt sich der Schnee in großen Massen
an. Er taut bekanntlich in höheren Gebirgen nie ganz und bedeckt deren
Gipfel das ganze Jahr über. Die Linie, bis zu welcher der Schnee
immerwährend liegen bleibt, wird als Grenze des ewigen Schnees
(Schneelinie) bezeichnet; dieselbe erhebt sich am Äquator bis 17,000 Fuß
über den Meeresspiegel, fällt aber in Grönland mit dem letzteren
zusammen. In der Nähe der Schneegrenze tauen im Sommer die dicken, in
Täler zusammengewehten Schneemassen oberflächlich auf; das Tauwasser
versickert in den Schnee und gefriert daselbst wieder. Es entstehen
dadurch körnige Schneemassen, wie kleine eckige "Schloßen", die
Firn genannt werden und, sobald sie dicht und fest
zusammenfrieren, die Gletscher bilden.
In den Hochgebirgen (Alpen) der gemäßigten Erdzonen erscheinen die
Gletscher überall in tiefen, bis in die Schneeregion-herauf reichenden
Tälern und Schluchten. Sie strecken sich bis weit unter die Schneegrenze
herab in die fruchtbaren Täler herein und führen den Schnee und Firn des
Hochgebirges in die wärmeren Landstriche herab, bis sie schmelzend
wieder zu tropfbarflüssigem Wasser werden. Das Gletschereis besitzt eine
körnige Struktur; es setzt Massen von mehreren Hundert Fußen Dicke
zusammen und ist auf den steil geneigten Talsohlen, welche es bedeckt,
in beständiger Bewegung. Ganz so, wie das tropfbar- flüssige Wasser im
Flußbette, wenn auch langsamer, fließt das Gletschereis Tal abwärts. Die
Beobachtungen von Agassiz und seinen Begleitern haben gelehrt, daß die
Gletschermasse am Ufer langsamer voranrückt als in der Mitte, daß das
Eis am Boden weniger rasch vorwärts geht als an der Oberfläche.
Natürlich! an den unebenen rauen Felsen der Täler stellen sich der
Bewegung mehr Widerstände entgegen als in der körnigen Masse des
Gletschereises selbst; ganz so wie die Strömungen an den Ufern und am
Boden eines Flusses wegen der Reibung des Wassers an der Erde langsamer
ist als in der Mitte des Wasserlaufes. Die verschiedene
Bewegungsgeschwindigkeit der Eismassen veranlasst Spaltungen, die nach
der Mitte des Gletschers abwärts gekrümmt und in überhängender Neigung
nach dem untern Gletscherende zu gestellt sind. In diese, den Gletscher-Besteigern
so gefährlichen Spalten, stürzt im Sommer das oberflächlich abthauende
Wasser und löst, unterstützt durch die Erdwärme, die Eismasse vom
Talboden ab. Während im Winter der Gletscher nur an seiner untern, den
Boden berührenden Fläche langsam schmilzt, sich an der Oberfläche aber
durch Schneefall und überrollenden Firn beständig erhöht, so daß der
vermehrte Druck die ganze Masse tiefer in das Tal hereinschiebt, taut er
im heißen Sommer an seinem Talende stärker ab und weicht dadurch zurück.
In dieser Jahreszeit lockert sich der Zusammenhang aller seiner Theile,
er wird beweglicher, rückt deshalb rascher voran und sendet große
Wassermassen in die Flüsse.
Die Gletscher bedecken sich oberflächlich, namentlich an ihren Seiten
mit vom Ufer auf sie herabgefallenen Felsblöcken und Schutthaufwerken.
Umstehende Fig. 98, welche den oberen Teil des
Schweizer Aargletschers darstellt, faßt den Punkt auf, an welchem sich
zwei aus Seitentälern herabkommende Gletscher vereinigen.
[Hier
weiter im Text von Ludwig]
Original Abbildung 98: Seite 163; Original-Größe: 9 cm x 8 cm: Ludwig, 1861: Aargletscher
LUDWIG, Rudolph
(1861): Das Buch der Geologie (Vol I y II). - Naturgeschichte der Erde;
212 Seiten (Band 1) y 230 Seiten (Band 2), 7 Abbildungen in Farbe, 273
Abbildungen im Text; Verlag Otto Spamer, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Geschichte der Geowissenschaften
Geologie historisch
Gletscher und Eiszeiten:
Gletscher Zermatt (Burmeister, 1851)
Zermatt-Gletschers (Beche, 1852)
Gletscher am Ozean (Beche, 1852)
Humboldt-Gletscher (Ludwig, 1861)
Bildung eines Gletschers (Roßmäßler,
1863)
Gletscher in Bewegung (Credner, 1891)
Arten von Gletscherspalten (Credner, 1891)
Aar-Gletscher, Beispiel (Beche, 1852)
►
Gletscher, Schweiz (Ludwig, 1861)
Gletscher, Zentralmoräne (Roßmäßler, 1863)
Gletscher und Moränen (Siegmund, 1877)
Gletscher Monte Rosa (Lippert, 1878)
Idealer Gletscher (Credner, 1891)
Endmoräne eines Gletschers (Vogt, 1866)
Text: Dynamik der Gletscher (Fritsch, 1888)
Ende des Rhone-Gletschers (Fritsch, 1888)
Rundhöcker bei Grindel (Fritsch, 1888)
Der Unteraargletscher (Fritsch, 1888)
Moräne, Schweizer Alpen (Fritsch, 1888)
Text: Wirkung des Eises (Neumayr, 1897)
Gletscher in Bewegung (Neumayr, 1897)
Erosion, Transport, Gletscher (Neumayr, 1897)
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