Historische Arbeiten
W. Griem, 2020Inhalt der Seite:
Abbildung
Bild infos
Erläuterungen
Text
- - -
Seite +
Inhalt
mehr geovirtual
Fritsch (1888):
Geologie
Foto/Scan - Digital bearbeitet: (W. Griem, 2019);
Fritsch, K. (1888) - Abbildung 4 Seite 41; Original-Größe 10 X 5 cm.
Titel: Graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über
Tiefentemperaturen
Fritsch, K. (1888): Allgemeine Geologie. - 500 Seiten 102 Abbildungen,
Verlag J. Engelhorn Stuttgart.
[Sammlung W..Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Informationen
Karl von Fritsch (1888): veröffentlichte eine graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über
Tiefentemperaturen. Seine Beobachtungen und Messungen wurden an
zugänglichen Orten, zumeist Bergwerke oder Tunnel vorgenommen.
Fritsch erwähnt, dass die ungefähre Temperatursteigerung etwa 1° in 33,3
m Teufe beträgt. Die Erwärmung wurde auf chemische Prozesse
zurückgeführt, die Radioaktivität war noch nicht bekannt. Fritsch
erwähnt auch, dass die wenigen Daten noch keine Rückschlüsse zulassen.
Original Text von Fritsch, 1888 - p. 38
6. Die Erdfeste oder Lithosphäre
B. Wärmeverhältnisse der Erdfeste.
1. Einführung
Die an der Zusammensetzung der uns zugänglichen Teile der Erdfeste
beteiligten Substanzen sind mit wenigen Ausnahmen (Magneteisen etc.)
schlechte Wärmeleiter, und nur wenige dieser Massen sind diatherman, z.
B. Steinsalz. Also sind schnelle Temperaturänderungen an diesen Massen
selten; auch die Mitteilung der Temperatur erfolgt langsam; ausgeströmte
Laven erkalten sehr langsam und bewahren im Innern ihrer Massen viele
Jahre lang hohe Temperaturen. Innerhalb der Erdfeste können sich also
leicht die Wirkungen verschiedener und verschiedenzeitiger Wärmequellen
summieren. Am stärksten abkühlungsfähig sind Gesteinskörper, welche mit
kälterem Wasser in Berührung kommen; in Berührung mit der Luft ist eine
etwaige Abkühlung schwächer. Für kurze Zeit, besonders bei sehr reiner
Luft, können die festen Massen der Erde kälter als die umgebende Luft
werden; gewöhnlich gibt der Boden an die Atmosphäre Wärme ab. Der größte
Teil dieser abgegebenen Wärme ist die Sonnenwärme oder Insolationswärme.
Für die verschiedenen Gegenden und Orte bildet sich eine
Mittel-temperatur, welche für die Luft und für den Boden die gleiche zu
sein pflegt, obwohl in d*en niedrigeren Breiten nicht selten die Luft
eine höhere Mitteltemperatur als der Boden hat. Wir haben indes die
Mitteltemperaturen verschiedener Zeiträume zu unterscheiden: die
Mitteltemperaturen für Tage, Wochen, Monate, Jahre etc.
Die Jahresmitteltemperatur zeigt sich im Boden in einer Tiefe, welche
hauptsächlich von dem Betrage der Temperaturschwankungen der Luft und
der oberen Bodenlage abhängig ist, und oberhalb von welcher sich auch
die Wärmeunterschiede kürzerer Zeiträume geltend machen. So ist außer in
Eishöhlen etc. die Bodenwärme konstant in unseren Gegenden mittlerer
Breiten (bei Schwankungen der Lufttemperatur zwischen — 30° und +36°,
der Boden-Oberflächentemperatur, Ausstrahlungskälte und
Insolationswärme, zwischen — 20° und +55°) in etwa 20 m Tiefe. Wo immer
man unter diese Tiefen konstanter Ortswärme in die Erde eindringt, wird
eine Wärmezunahme nach dem Innern hin beobachtet, welche viel schneller
erfolgt als die Temperatursteigerung der Luft unter zunehmendem
Luftdrucke (s. oben S. 19).
Die Wärmezunahme nach der Tiefe hin bringt es mit sich, dass wir uns die
Punkte gleicher Wärmegrade zu Flächen, zu Geoisothermen, verbunden
denken können. Diese Geoisothermen haben wir uns als der äußerst
mannigfaltigen Gestaltung der Erdfeste nicht unähnliche Flächen
vorzustellen, welche unter Gebirgen aufsteigen, unter Meeren sinken,
welche bei irgend einem ideellen Durchschnitte durch die Erdmasse als
gekrümmte Linien durchschnitten werden, die, nie der
Erdfesten-Oberfläche vollkommen parallel, dieser doch ungefähr folgen. —
Die Temperaturzunahme nach der Tiefe hin erweist sich örtlich
verschieden, sie erfolgt auch innerhalb eines Schachtes, Bohrloches oder
Tunnels nicht derart gleichmäßig, dass einer gleichen Tiefenstufe eine
gleiche Temperaturzunahme entspricht. Gleichwohl zeigen die meisten
Beobachtungen, dass in vielen Fällen im mittleren Durchschnitte 30 bis
33 m tieferes Eindringen eine Temperaturzunahme um 1°C aufweist.
Also ist diese geothermische Wärmezunahme etwa dreimal schneller in der
Erde als die theoretische Temperaturzunahme der Luft mit der
Verdichtung. Eine graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über
Tiefentemperaturen wird diese Verhältnisse anschaulich machen. Noch sind
die Beobachtungen über geothermische Verhältnisse sehr jung und
unvollkommen, doch dürfen wir aus den seitherigen Untersuchungen
folgern, dass die Wärmezunahme mit der Tiefe nicht unabhängig ist von
chemischen Prozessen, von Druckerscheinungen1) etc. Allerdings ist es
schwer zu ermitteln, wie viel von der Erdwärme von dem einen, wie viel
von dem andern Faktor abhängt. Das Aufsteigen der Geoisothermen im
Gebirge ist eine besonders bemerkenswerte Erscheinung, weil in diesem
Falle die tellurische Bedeutung der Wärmezunahme am deutlichsten ist.
2. Belege der Wärmezunahme
Indirekte Belege für die Wärmezunahme im Innern der Erde erhalten wir
durch die warmen und heißen Quellen, durch die stellenweise beobachteten
heißen Gase und Dämpfe, auch durch die glutflüssigen Gesteine, welche an
den Vulkanen auftreten.
Quellen, deren Gewässer einen unterirdischen Lauf haben, setzen sich und
die sie zunächst umgebenden Gesteine, die ja schlechte Wärmeleiter sind,
in ein Temperaturgleichgewicht. Die resultierende Temperatur hängt ab
von den Boden- oder Gesteinswärmen; von dem Masse der Bewegung des
Wassers und von dem Einflüsse solcher fester und gasförmiger Körper,
welche vom Wasser aufgelöst oder absorbiert werden. Bedeutungsvoll ist
dabei der Umstand, dass das Wasser durch die Temperaturveränderungen
einzelner Teile seiner Masse derart in Bewegung gesetzt wird, dass bei
mehr als + 4° durch die Erwärmung ein Auftrieb erfolgt, durch Abkühlung
dagegen ein Sinken, als Folge der Verdichtung, eintritt; dass aber
ferner eine einmal begonnene Bewegung inner-halb einer Wassermasse eine
große Konstanz hat. Wo eine mit Wasser gefüllte Spalte oder Höhle in der
Erde vorhanden ist, wird das Wasser darin, soweit es Adhäsion und
Kapillarität gestatten, einen der Meeresoberfläche analogen
Wasserspiegel bilden und durch Bewegung die Wärme- und
Dichtigkeitsunterschiede auszugleichen suchen. Im einfachsten Falle,
wenn nämlich keine Substanzen vorhanden sind, welche die Temperatur des
Wassers erheblich modifizieren, besitzt die tiefste, von der
Erdoberfläche entfernteste Stelle das wärmste Nebengestein. Dort nimmt
das Wasser ungefähr die Gesteinstemperatur an und überträgt diese höhere
Wärme durch seine Bewegung nach anderen Punkten. Der Regel nach tritt
durch die Erkaltung und Erwärmung, sowie durch das Zutreten neuen
atmosphärischen Wassers und durch stetes Abfließen eines Teiles des
erwärmten Wassers ein gewisser Gleichgewichtszustand ein, welcher
jahrhundertelang dauert. Besteht eine Spalte oder ein Spaltensystem,
welches an Punkten von verschiedener Meereshöhe mit der Erdoberfläche in
Berührung steht und dem von allen Seiten her Regenwasser zufließt, so
wird der aufsteigende Strom warmen Wassers nach Punkten geringsten
Widerstandes, das heißt nach niedrigeren Stellen der Erdoberfläche
gerichtet sein. Die Thermen (warmen Quellen) liegen daher gewöhnlich am
Fuße von Gebirgen oder doch in Tälern, und gewöhnlich bemerkt man einen
Auftrieb des warmen Wassers. Nur in Hochgebirgen fließt Thermalwasser
zuweilen einfach abwärts. Wie der Gotthardtunnel in ca. 1117 m
Meereshöhe Gesteins- und Wassertemperaturen von 34° getroffen hat, so
würde ein in der Höhe von Bad Pfäffers (688 m) nach der Richtung der bis
2847 m ansteigenden „grauen Hörner“ getriebener Stollen wahrscheinlich
über 60° Wärme antreffen. Die Pfäfferser Quellen sind aber nur 36° bis
37,5° warm.
Sie kommen also entweder aus einem Teile des Innern des Gebirges herab,
welcher ansehnlich niedriger ist als die „grauen Hörner“, oder sie sind
unterirdisch sehr stark abgekühlt.
Dasselbe gilt von sehr vielen anderen warmen Quellen. Die unterirdische
Abkühlung von Thermalwasser erfolgt nicht selten durch die Auflösung von
Mineralien, welche wie das Steinsalz beim Auf lösen Wärme absorbieren;
auch die Aufnahme von Kohlensäuregas und ähnlichen Substanzen wirkt
abkühlend. Solquellen und Säuerlinge zeigen also in der Regel geringere
Wärme, als man erwarten sollte.
Umgekehrt werden viele Gewässer durch unterirdische chemische
Vorgänge, z. B. durch Zersetzungen und Oxydation von
Schwefelmetallen, erwärmt.
Außer den Quellen zeigen auch viele Gasexhalationen,
welche aus der Tiefe aufsteigen, die innere Erdwärme an. Während
Kohlensäuregas und manche Kohlenwasserstoffe gewöhnlich nur eine geringe
Wärme Steigerung gegenüber der Ortsmitteltemperatur zeigen, treten
Wasserdämpfe und Schwefelwasserstoff, sowie schwefelige Säuregewöhnlich
mit hohen Wärmegraden auf. Die höchsten beobachteten Temperaturen der
erwähnten Gase und einiger anderen hängen mit der vulkanischen
Tätigkeit. zusammen. Indes zeigen sich heiße Dämpfe auch über
entzündeten kohligen und bituminösen Massen (bei Gruben- und Flözbränden),
und gewisse „Solfataren“, z. B. die von Susaki bei Kalamaki an der
korinthischen Landenge *1) dürfen für die Folgen einer Zersetzung von
Schwefelmetallen in nicht allzu tief unter der Oberfläche befindlichen
Felslagen der Erdrinde gelten.
An zahlreichen Punkten quillt zeitweise glutflüssiges, oft auf
mehr als 1500° erwärmtes Gestein aus dem Erdinnern und
entsendet zugleich große Mengen sehr heißer Dämpfe. Diese „vulkanischen
Erscheinungen“ bezeugen gleichfalls eine beträchtliche Wärme des
Erdinnern.
Die Ergüsse heiß-flüssiger Gesteine, die Gasexhalationen und fast alle
Quellen übermitteln der Erdoberfläche, der Luft und dem Wasser so
bedeutende Mengen von Wärme, dass wir die Erdfeste als einen Wärme
abgebenden Körper auffassen müssen und bei der geringen Wärmeleitung der
festen Gesteine diese Vorgänge und Verhältnisse als die wirksamsten
tellurischen Abkühlungserscheinungen betrachten. Die durch Quellen,
Dämpfe und Gase vermittelte Abkühlung dürfte die stärkste sein. Denn
abgesehen davon, dass die vulkanische Tätigkeit eine intermittierende
und räumlich beschränkte ist, kühlen sich auch die Laven hauptsächlich
durch die aus ihnen hervorbrechenden Gase (Fumarolen) und durch die
Luft- und Wassermassen ab, welche durch dieselben hindurch sich bewegen.
Daher findet die Erkaltung mancher vulkanischen Massen in trockenen
Gegenden sehr langsam statt: auf der kanarischen Insel Lanzarote, wo es
bisweilen jahrelang nicht regnet, haben die Schlacken der in den Jahren
1730 bis 1736 entstandenen Montana del Fuego über 1 1/2 Jahrhundert die
Glut bewahrt. Träten dort erhebliche jährliche Regenmengen zum heißen
Gesteinskörper, so würde derselbe, das Wasser in Dampf verwandelnd,
längst sich abgekühlt haben.
3. Aggregatzustände im Erdinneren:
Unstreitig findet an jeder Stelle der Erdfeste eine Temperaturzunahme
nach dem Erdinnern zu statt, und wir dürfen glauben, dass in nicht allzu
großer Tiefe eine Wärme herrscht, bei welcher unter dem an der
Erdoberfläche herrschenden Atmosphärendrucke die uns bekannten
Gesteine geschmolzen sein würden. — Dennoch bleibt es
zweifelhaft, ob ein Schluss auf den tropfbar flüssigen Zustand der
gesamten Massen im Erdinnern aus den geothermischen Beobachtungen
gezogen werden darf. Denn nach allen Erfahrungen verändert bedeutender
Druck, wie er im Erdinnern vorauszusetzen ist, den Aggregatzustand der
verschiedensten Stoffe in der Art, dass durch denselben gasförmige
Substanzen erst tropfbar, dann bei steigendem Drucke meist fest werden.
— Durch Druck verhindert man flüssige Körper zu sieden,
d. h. in Dampf überzugehen, und verhindert man das Schmelzen fester.
Auch ist unerwiesen, wie weit stofflich die Massen im Erdkerne mit den
Gesteinen der Erdoberfläche übereinstimmen.
Beim jetzigen Stande unseres Wissens erscheint es verfrüht, aus den
vorhandenen Beobachtungen schon das Verhältnis der Wärmezunahme mit der
Tiefe nach irgendwelchen Berechnungen für bekannt auszugeben. Unserer
Generation und vielleicht noch mehreren späteren ist die Pflicht
auferlegt, so viele möglichst fehlerfreie Bestimmungen von
Tiefentemperaturen unter genauester Beachtung der Gesteinsbeschaffenheit
und anderer Nebenumstände auszuführen, als wir irgend vermögen, damit
künftige Geschlechter das Material für die Induktionsschlüsse gewinnen.
4. Ursachen der Erdwärme.
Nach der Kant- Laplace’schen Theorie sollen alle Stoffe des gesamten
Sonnensystems ursprünglich ungeheuer heiß und daher dampfförmig gewesen
sein, dabei einen ungemein großen Raum eingenommen haben. Später sollen
sich die einzelnen Weltkörper individualisiert haben, indem die sich
abkühlenden Stoffe aus dem Gaszustande in den tropfbar glutflüssigen
übergingen, wobei erst um den Zentralkörper rotierende Ringe, später
Rotationssphäroide durch die zu Planeten etc. gewordenen Massen gebildet
worden seien. Die Erde hat nach dieser Theorie eine feste Masse erst
durch Erstarrung ihrer Rinde bekommen, auf welcher bei weiterer
Abkühlung das vorher in seiner gesamten Masse dampfförmige Wasser
großenteils sich kondensieren konnte, so dass es das Meer bildete,
dessen Sedimente dann die Erdrinde auf große Strecken zu verstärken
vermochten. — Dieser Theorie scheint es am meisten zu entsprechen, dass
die Erdwärme als eine gewissermaßen ererbte, das heißt als Folge des
vormaligen glutflüssigen, bezüglich dampfförmigen Zustandes zu
betrachten, und das Erdinnere noch jetzt als heiß-flüssig anzunehmen
sei.
Vielerlei Bedenken sind gegen einzelne Glieder dieser Gedankenreihe
geltend gemacht worden: die Ursprünglichkeit der Hitze wird bestritten;
man vermisst unter den bekannten Gesteinen solche, die als Teile der
Erstarrungsrinde gelten können, und man hat Grund, es für physikalisch
unmöglich zu halten, dass die Massen im Erdinnern flüssig seien.
Von der mechanischen Wärmetheorie ausgehend, wonach der heißeste Zustand
derjenige der intensivsten Molekularbewegungen ist, wird man schwerlich
die ungeheuerste Hitze, bei welcher alle Körper nur im Gaszustande
bestehen können, für die erste uranfängliche Beschaffenheit der Materie
ansehen dürfen. — Wir mögen es aber für denkbar halten, dass ein solcher
Zustand einmal von der gesamten Stoffmasse des Sonnensystems angenommen
worden sei. — Zu solcher Hypothese bietet die Wahrnehmung sogenannter
Nebelflecke am Sternhimmel auch dem Aktualsten einen Anhalt. Denn
anscheinend existieren von diesen, nur mit Fernrohren wahrnehmbaren
wolkenähnlichen Gebilden eine größere Anzahl, die keinerlei einzelne
Sterne erkennen lassen, wohl aber spektralanalytisch glühende,
leuchtende Gasmasse, und zwar vorwaltend Stickstoff und
Wasserstoff, zeigen. Freilich vermisst man gewisse
Linien in den Spektren der Nebelflecken, indes ist dafür die
Erklärung von Fievez, dass diese auf dem langen Wege durch den
Weltenraum verlöscht, bezüglich verblasst sind, eine sehr
wahrscheinliche.
Die Betrachtung der Kometen und Meteoriten und eine Reihe anderer
Wahrnehmungen lehren jedoch, dass im Weltenraume und speziell im
Sonnensystem noch eine andere Art von feiner Verteilung und von
Gruppierung der Materie vorkommt, als die Zusammenfügung gasartiger
Massen. Wir kennen einzelne Meteoriten von sehr geringem Gewichte, bis
0,06 g herab, die den Übergang zum vielbesprochenen Meteorstaub
bilden. Wir kennen weiter einige Beispiele von der Verschiedenheit der
einzelnen bei einem und demselben Meteoritenfall niedergefallenen Stücke
und finden manche Meteorsteine, die aus verschiedenartigen Teilen —
scheinbar Trümmern, wie bei den Breccien Gesteinen und „Tuffen“ —
zusammengefügt erscheinen, zahlreiche andere, welche durch Silikatkügelchen so ausgezeichnet sind, dass sie G. Rose danach
Chondrite genannt hat. In vielen Fällen scheinen diese
Kügelchen durch Reibung gerundete Stücke zu sein.
Es mag nun immerhin dahingestellt bleiben, welche Zustände die kleinsten
Meteoriten, bezüglich der Meteorstaub früher gehabt haben; es ist wohl
unstreitig anzunehmen, dass eine gewissermaßen staubartige
Beschaffenheit fein verteilter Materie von festem Aggregatzustande im
Sonnensystem vorkommt und dass Zusammenballungen kleinerer Weltkörper
zur Bildung noch größerer führen. Zweifellos erfolgt auch, wenn die
kleinsten Weltkörperchen sich untereinander oder mit größeren Gestirnen
vereinigen, eine Wärmeentwickelung durch die mechanische Kraft
des Stoßes, der Reibung und — namentlich wenn verschiedenartige
Weltkörperchen Zusammentreffen — durch chemische Molekularbewegungen. —
Wie es für möglich gehalten wird, dass die Sonnenwärme
durch die mechanische Kraft fortwährend auf den Zentralkörper
niederfallender Meteoriten erzeugt worden ist und erhalten wird, so kann
man alle größeren Gestirne, also auch die Erde, für Zusammenballungen
unzähliger kleinen und kleinsten Weltkörper halten. Die Reibungswärme
der aneinandergeschweißten kosmischen Massen würde danach der erste
Anlass der Wärmeentwickelung sein. Reibungswärme bei späteren
Massenverschiebungen der heranwachsenden Sterne, die durch chemische
Prozesse erzeugte Wärme, die Kondensierungswärme mannigfaltiger Gase
und ähnlicher Verbindungen würden weiter sich geltend machen. Bei der
schlechten Wärmeleitungsfähigkeit der meisten Gesteine muss im Erdinnern
eine Summierung der aus verschiedenen Quellen herstammenden Warme
erfolgen; die an einem Punkte stattfindende Wärme ist wohl nirgends als
das Resultat eines einmaligen Vorganges anzusehen, sondern oft als das
Werk von Tausenden einzelner in langen Zeiträumen allmählich erfolgter
Ereignisse.
Ist auch, wie von vielen Seiten nachgewiesen wurde, keine der
natürlichen Wärmequellen im Erdinnern für sich allein hinreichend, uns
nur die Wärme mäßig großer Lavaströme zu erklären, so werden doch im
Laufe der Äonen die Wirkungen verschiedenster Wärmequellen den
ungeheuren Wärmeschatz des Erdinnern aufgespeichert haben können, der
sicherlich vorhanden ist.
5. Volumen-Veränderungen von Massen der Erde im Gefolge von
Temperaturveränderungen.
Nach allen bisherigen Erfahrungen muss angenommen werden, dass sich die
geothermischen Verhältnisse dadurch ins Gleichgewicht zu setzen streben,
dass Temperaturunterschiede der einzelnen benachbarten Massen einander
allmählich ausgleichen. So wird für jeden der größeren Zeiträume der
Erdgeschichte ebenso wie für die Jetztzeit ein Normalzustand anzunehmen
sein; wir werden voraussetzen dürfen, dass Flächen gleicher
Erdtemperatur (Geoisothermen) unter der Oberfläche der Lithosphäre
bestehen, die vielleicht in größeren Perioden sich verschieben, aber
zeitweise wenigstens eine Dauerlage haben. Diese Geoisothermen sind im
Großen der Gestalt der Erdfeste ähnlich gestaltet zu denken, sie steigen
im Gebirge empor, sinken unter dem kalten Grunde des Ozeans herab. Dabei
bleiben sie aber der Oberfläche nicht parallel und wir haben Grund zu
glauben, dass sie dem Oberflächenbilde am unähnlichsten da sind, wo nahe
an einem tiefen Meere hohe Gebirge aufragen.
Verschiebungen der Geo-Isothermen werden nun unter den verschiedensten
Verhältnissen eintreten.
Auf dem Grunde des Meeres, also gewöhnlich bei geringer Temperatur,
gebildete Schichten werden von darauf abgelagerten Schichten bedeckt,
ihre Temperatur dadurch erhöht und dadurch auch eine entsprechende
Volum-Vergrößerung bewirkt.
Werden Gesteine der Erdoberfläche auf größere Strecken von glutflüssigen
Laven überströmt, und sind zugleich die Laven in Spalten der Schichten
eingetreten, so wirkt ein erheblicher Teil der Wärme dieser Laven auf
die Gesteine. Diese müssen erwärmt werden und eine entsprechende
Ausdehnung erfahren. Folgen sich die Lavenausbrüche in kürzeren
Zwischenräumen, so kann eine sehr hohe Temperatur nahe an die
Erdoberfläche heranrücken, und es kann für Zeiträume, welche bei der
geringen Wärmeleitungsfähigkeit der Felsarten sehr lang sind, ein
erhebliches Aufsteigen der Geoisothermen veranlasst werden, zugleich
aber eine beträchtliche Volumvermehrung der Gesteine.
Wo durch Hebungen, Senkungen und Verwerfungen oder
Verschiebungen die Massen gegeneinander in andere Lage gebracht werden,
werden auch die Geoisothermen verändert. In vielen Fällen sieht man,
dass Teile einer und derselben Schicht längs einer Kluft um 1500 m und
mehr in senkrechter Richtung verschoben worden sind. Wenn die
gewöhnliche Wärmezunahme um 1° C. für 30 m angenommen wird, und wir uns
eine ursprünglich horizontal liegende Schicht von a Graden Temperatur
mit ihrem einen Teile um 1500 m gesunken denken, so ist dieser
herabgesenkte Teil neben ein Schichtenmaterial von 50° + a° Wärme zu
liegen gekommen. Kann ohne anderweitige Veränderungen die
Temperaturausgleichung der in gleicher Stellung zum Erdmittelpunkte
befindlichen Materialien eintreten, so wird der stehen gebliebene
Schichten- oder Massenteil eine Schrumpfung, der gesunkene eine
Ausdehnung erleiden.
Die durch Auflagerung anderer Massen oder infolge der Senkungen
erwärmten und ausgedehnten Gesteinsmassen werden schließlich nach
etwaiger Zerstörung der auf ihnen ruhenden Massen wieder der
Erdoberfläche näher gerückt *) und verlieren so wieder einen Teil der
gewonnenen Wärme und des früheren Wachstums an Volum.
Die Volumen-Veränderung der verschiedenen Gesteine bei Erwärmung und
Erkaltung ist eben der Verschiedenheit derselben wegen nicht genau
berechenbar; für viele Felsarten gilt wahrscheinlich der
Ausdehnungskoeffizient des Glases (für je 1°C. 0,000024 bis 0,000026 des
Volums oder für je 1°C. 0,000081 bis 0,000086 der Länge). Bei der
vorhandenen Porosität mancher Gesteine ist die Vorstellung statthaft,
dass die Volum Veränderung bisweilen nur als eine Verdichtung der Masse
bemerkbar werde, wenn der Widerstand der in Poren und anderen Höhlungen
vorhandenen Flüssigkeiten oder Gase leichter zu überwinden ist, als der
der umgebenden Massen und wenn die Wände jener Poren etc. nicht zu fest
gefügt sind.
[- Ende- p. 51]
Anschliff eines Meteoriten - Diskussion des Energiehaushaltes des
Erdinneren
-
Hier die Abbildung in groß -
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Atmosphäre
Profil Atmosphäre (Kayser
1912)
Das Innere der Erde: Modele
Innere der Erde (Neumayr,
1897)
Text: Das Innere der Erde (Naumann, 1850)
►
Geothermische Tiefenstufe (Fritsch, 1888)
Modell der Erde (Neumayr,
1897)
Das Innere der Erde: Krusten-Profile
Ideales Profil Erdkruste (Cotta, 1849)
Idealprofil der Erdkruste (Roßmäßler, 1863)
Ideales Profil Erdkruste
(Siegmund, 1877)
Ideales Profil, Erdkruste (Polack, 1892)
Ideales Profil, Colorado (Walther 1908)
Höhen und Tiefen der Erde
Text: Höhen der Erde (Credner, 1891)
Verteilung der Höhen (Kayser, 1912)
Text: Bildung des Festlandes (Naumann, 1850)
Text: Gebirgsbildung (Naumann, 1850)
Text: Gebirgsbildung (Credner, 1891)
Biografien
der Autoren
Karl von Fritsch (1888)
Download Zentrum: Fritsch, 1888
Einführung Allgemeine Geologie (span.)
Porphyrische Textur
Virtuelles Museum:
Geologie (span.)
Porphyrische
Textur
Andesit
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte der Geowissenschaften
Geschichte Allgemeine Geologie
Geschichte Paläontologie
Geschichte Tektonik
Geschichte Lagerstättenkunde
Inhalt Bergbau-Geschichte
Biografien
der Autoren
Bergbau-Wörterbuch, Begriffe
Ausdrücklich ist jegliche, nicht
von den Autoren genehmigte, Neuveröffentlichung untersagt. Dies gilt
speziell für elektronische Publikationen:
Nutzungsrichtlinien
© Wolfgang Griem (2019) - Todos los derechos reservados - alle Rechte vorbehalten