Geologie virtuell
www.geovirtual2.cl

Geschichte der Geowissenschaften: Allgemeine Geologie

Fritsch (1888): Geothermische Tiefenstufe

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

Inhalt der Seite:
Abbildung
Bild infos
Erläuterungen
Text
- - -
Seite +
Inhalt
mehr geovirtual

Foto/Scan - Digital bearbeitet: (W. Griem, 2019); Fritsch, K. (1888) - Abbildung 4 Seite 41; Original-Größe 10 X 5 cm.
Titel: Graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über Tiefentemperaturen

Fritsch, K. (1888): Allgemeine Geologie. - 500 Seiten 102 Abbildungen, Verlag J. Engelhorn Stuttgart.
[Sammlung W..Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bearbeitung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur OCR vorbereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII um­gewandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teilweise angepasst, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).

Fritsch (1888): Geothermische Tiefenstufe


Informationen

Karl von Fritsch (1888): veröffentlichte eine graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über Tiefentemperaturen. Seine Beobachtungen und Messungen wurden an zugänglichen Orten, zumeist Bergwerke oder Tunnel vorgenommen.
Fritsch erwähnt, dass die ungefähre Temperatursteigerung etwa 1° in 33,3 m Teufe beträgt. Die Erwärmung wurde auf chemische Prozesse zurückgeführt, die Radioaktivität war noch nicht bekannt. Fritsch erwähnt auch, dass die wenigen Daten noch keine Rückschlüsse zulassen.

Original Text von Fritsch, 1888 - p. 38


6. Die Erdfeste oder Lithosphäre
B. Wärmeverhältnisse der Erdfeste.

1. Einführung
Die an der Zusammensetzung der uns zugänglichen Teile der Erdfeste beteiligten Substanzen sind mit wenigen Ausnahmen (Magneteisen etc.) schlechte Wärmeleiter, und nur wenige dieser Massen sind diatherman, z. B. Steinsalz. Also sind schnelle Temperaturänderungen an diesen Massen selten; auch die Mitteilung der Temperatur erfolgt langsam; ausgeströmte Laven erkalten sehr langsam und bewahren im Innern ihrer Massen viele Jahre lang hohe Temperaturen. Innerhalb der Erdfeste können sich also leicht die Wirkungen verschiedener und verschiedenzeitiger Wärmequellen summieren. Am stärksten abkühlungsfähig sind Gesteinskörper, welche mit kälterem Wasser in Berührung kommen; in Berührung mit der Luft ist eine etwaige Abkühlung schwächer. Für kurze Zeit, besonders bei sehr reiner Luft, können die festen Massen der Erde kälter als die umgebende Luft werden; gewöhnlich gibt der Boden an die Atmosphäre Wärme ab. Der größte Teil dieser abgegebenen Wärme ist die Sonnenwärme oder Insolationswärme. Für die verschiedenen Gegenden und Orte bildet sich eine Mittel-temperatur, welche für die Luft und für den Boden die gleiche zu sein pflegt, obwohl in d*en niedrigeren Breiten nicht selten die Luft eine höhere Mitteltemperatur als der Boden hat. Wir haben indes die Mitteltemperaturen verschiedener Zeiträume zu unterscheiden: die Mitteltemperaturen für Tage, Wochen, Monate, Jahre etc.
Die Jahresmitteltemperatur zeigt sich im Boden in einer Tiefe, welche hauptsächlich von dem Betrage der Temperaturschwankungen der Luft und der oberen Bodenlage abhängig ist, und oberhalb von welcher sich auch die Wärmeunterschiede kürzerer Zeiträume geltend machen. So ist außer in Eishöhlen etc. die Bodenwärme konstant in unseren Gegenden mittlerer Breiten (bei Schwankungen der Lufttemperatur zwischen — 30° und +36°, der Boden-Oberflächentemperatur, Ausstrahlungskälte und Insolationswärme, zwischen — 20° und +55°) in etwa 20 m Tiefe. Wo immer man unter diese Tiefen konstanter Ortswärme in die Erde eindringt, wird eine Wärmezunahme nach dem Innern hin beobachtet, welche viel schneller erfolgt als die Temperatursteigerung der Luft unter zunehmendem Luftdrucke (s. oben S. 19).
Die Wärmezunahme nach der Tiefe hin bringt es mit sich, dass wir uns die Punkte gleicher Wärmegrade zu Flächen, zu Geoisothermen, verbunden denken können. Diese Geoisothermen haben wir uns als der äußerst mannigfaltigen Gestaltung der Erdfeste nicht unähnliche Flächen vorzustellen, welche unter Gebirgen aufsteigen, unter Meeren sinken, welche bei irgend einem ideellen Durchschnitte durch die Erdmasse als gekrümmte Linien durchschnitten werden, die, nie der Erdfesten-Oberfläche vollkommen parallel, dieser doch ungefähr folgen. — Die Temperaturzunahme nach der Tiefe hin erweist sich örtlich verschieden, sie erfolgt auch innerhalb eines Schachtes, Bohrloches oder Tunnels nicht derart gleichmäßig, dass einer gleichen Tiefenstufe eine gleiche Temperaturzunahme entspricht. Gleichwohl zeigen die meisten Beobachtungen, dass in vielen Fällen im mittleren Durchschnitte 30 bis 33 m tieferes Eindringen eine Temperaturzunahme um 1°C aufweist.
Also ist diese geothermische Wärmezunahme etwa dreimal schneller in der Erde als die theoretische Temperaturzunahme der Luft mit der Verdichtung. Eine graphische Darstellung mehrerer Beobachtungen über Tiefentemperaturen wird diese Verhältnisse anschaulich machen. Noch sind die Beobachtungen über geothermische Verhältnisse sehr jung und unvollkommen, doch dürfen wir aus den seitherigen Untersuchungen folgern, dass die Wärmezunahme mit der Tiefe nicht unabhängig ist von chemischen Prozessen, von Druckerscheinungen1) etc. Allerdings ist es schwer zu ermitteln, wie viel von der Erdwärme von dem einen, wie viel von dem andern Faktor abhängt. Das Aufsteigen der Geoisothermen im Gebirge ist eine besonders bemerkenswerte Erscheinung, weil in diesem Falle die tellurische Bedeutung der Wärmezunahme am deutlichsten ist.

2. Belege der Wärmezunahme
Indirekte Belege für die Wärmezunahme im Innern der Erde erhalten wir durch die warmen und heißen Quellen, durch die stellenweise beobachteten heißen Gase und Dämpfe, auch durch die glutflüssigen Gesteine, welche an den Vulkanen auftreten.

Quellen, deren Gewässer einen unterirdischen Lauf haben, setzen sich und die sie zunächst umgebenden Gesteine, die ja schlechte Wärmeleiter sind, in ein Temperaturgleichgewicht. Die resultierende Temperatur hängt ab von den Boden- oder Gesteinswärmen; von dem Masse der Bewegung des Wassers und von dem Einflüsse solcher fester und gasförmiger Körper, welche vom Wasser aufgelöst oder absorbiert werden. Bedeutungsvoll ist dabei der Umstand, dass das Wasser durch die Temperaturveränderungen einzelner Teile seiner Masse derart in Bewegung gesetzt wird, dass bei mehr als + 4° durch die Erwärmung ein Auftrieb erfolgt, durch Abkühlung dagegen ein Sinken, als Folge der Verdichtung, eintritt; dass aber ferner eine einmal begonnene Bewegung inner-halb einer Wassermasse eine große Konstanz hat. Wo eine mit Wasser gefüllte Spalte oder Höhle in der Erde vorhanden ist, wird das Wasser darin, soweit es Adhäsion und Kapillarität gestatten, einen der Meeresoberfläche analogen Wasserspiegel bilden und durch Bewegung die Wärme- und Dichtigkeitsunterschiede auszugleichen suchen. Im einfachsten Falle, wenn nämlich keine Substanzen vorhanden sind, welche die Temperatur des Wassers erheblich modifizieren, besitzt die tiefste, von der Erdoberfläche entfernteste Stelle das wärmste Nebengestein. Dort nimmt das Wasser ungefähr die Gesteinstemperatur an und überträgt diese höhere Wärme durch seine Bewegung nach anderen Punkten. Der Regel nach tritt durch die Erkaltung und Erwärmung, sowie durch das Zutreten neuen atmosphärischen Wassers und durch stetes Abfließen eines Teiles des erwärmten Wassers ein gewisser Gleichgewichtszustand ein, welcher jahrhundertelang dauert. Besteht eine Spalte oder ein Spaltensystem, welches an Punkten von verschiedener Meereshöhe mit der Erdoberfläche in Berührung steht und dem von allen Seiten her Regenwasser zufließt, so wird der aufsteigende Strom warmen Wassers nach Punkten geringsten Widerstandes, das heißt nach niedrigeren Stellen der Erdoberfläche gerichtet sein. Die Thermen (warmen Quellen) liegen daher gewöhnlich am Fuße von Gebirgen oder doch in Tälern, und gewöhnlich bemerkt man einen Auftrieb des warmen Wassers. Nur in Hochgebirgen fließt Thermalwasser zuweilen einfach abwärts. Wie der Gotthardtunnel in ca. 1117 m Meereshöhe Gesteins- und Wassertemperaturen von 34° getroffen hat, so würde ein in der Höhe von Bad Pfäffers (688 m) nach der Richtung der bis 2847 m ansteigenden „grauen Hörner“ getriebener Stollen wahrscheinlich über 60° Wärme antreffen. Die Pfäfferser Quellen sind aber nur 36° bis 37,5° warm.

Sie kommen also entweder aus einem Teile des Innern des Gebirges herab, welcher ansehnlich niedriger ist als die „grauen Hörner“, oder sie sind unterirdisch sehr stark abgekühlt.

Dasselbe gilt von sehr vielen anderen warmen Quellen. Die unterirdische Abkühlung von Thermalwasser erfolgt nicht selten durch die Auflösung von Mineralien, welche wie das Steinsalz beim Auf lösen Wärme absorbieren; auch die Aufnahme von Kohlensäuregas und ähnlichen Substanzen wirkt abkühlend. Solquellen und Säuerlinge zeigen also in der Regel geringere Wärme, als man erwarten sollte.

Umgekehrt werden viele Gewässer durch unterirdische chemische Vorgänge, z. B. durch Zersetzungen und Oxydation von Schwefelmetallen, erwärmt.

Außer den Quellen zeigen auch viele Gasexhalationen, welche aus der Tiefe aufsteigen, die innere Erdwärme an. Während Kohlensäuregas und manche Kohlenwasserstoffe gewöhnlich nur eine geringe Wärme Steigerung gegenüber der Ortsmitteltemperatur zeigen, treten Wasserdämpfe und Schwefelwasserstoff, sowie schwefelige Säuregewöhnlich mit hohen Wärmegraden auf. Die höchsten beobachteten Temperaturen der erwähnten Gase und einiger anderen hängen mit der vulkanischen Tätigkeit. zusammen. Indes zeigen sich heiße Dämpfe auch über entzündeten kohligen und bituminösen Massen (bei Gruben- und Flözbränden), und gewisse „Solfataren“, z. B. die von Susaki bei Kalamaki an der korinthischen Landenge *1) dürfen für die Folgen einer Zersetzung von Schwefelmetallen in nicht allzu tief unter der Oberfläche befindlichen Felslagen der Erdrinde gelten.

An zahlreichen Punkten quillt zeitweise glutflüssiges, oft auf mehr als 1500° erwärmtes Gestein aus dem Erdinnern und entsendet zugleich große Mengen sehr heißer Dämpfe. Diese „vulkanischen Erscheinungen“ bezeugen gleichfalls eine beträchtliche Wärme des Erdinnern.

Die Ergüsse heiß-flüssiger Gesteine, die Gasexhalationen und fast alle Quellen übermitteln der Erdoberfläche, der Luft und dem Wasser so bedeutende Mengen von Wärme, dass wir die Erdfeste als einen Wärme abgebenden Körper auffassen müssen und bei der geringen Wärmeleitung der festen Gesteine diese Vorgänge und Verhältnisse als die wirksamsten tellurischen Abkühlungserscheinungen betrachten. Die durch Quellen, Dämpfe und Gase vermittelte Abkühlung dürfte die stärkste sein. Denn abgesehen davon, dass die vulkanische Tätigkeit eine intermittierende und räumlich beschränkte ist, kühlen sich auch die Laven hauptsächlich durch die aus ihnen hervorbrechenden Gase (Fumarolen) und durch die Luft- und Wassermassen ab, welche durch dieselben hindurch sich bewegen. Daher findet die Erkaltung mancher vulkanischen Massen in trockenen Gegenden sehr langsam statt: auf der kanarischen Insel Lanzarote, wo es bisweilen jahrelang nicht regnet, haben die Schlacken der in den Jahren 1730 bis 1736 entstandenen Montana del Fuego über 1 1/2 Jahrhundert die Glut bewahrt. Träten dort erhebliche jährliche Regenmengen zum heißen Gesteinskörper, so würde derselbe, das Wasser in Dampf verwandelnd, längst sich abgekühlt haben.


3. Aggregatzustände im Erdinneren:
Unstreitig findet an jeder Stelle der Erdfeste eine Temperaturzunahme nach dem Erdinnern zu statt, und wir dürfen glauben, dass in nicht allzu großer Tiefe eine Wärme herrscht, bei welcher unter dem an der Erdoberfläche herrschenden Atmosphärendrucke die uns bekannten Gesteine geschmolzen sein würden. — Dennoch bleibt es zweifelhaft, ob ein Schluss auf den tropfbar flüssigen Zustand der gesamten Massen im Erdinnern aus den geothermischen Beobachtungen gezogen werden darf. Denn nach allen Erfahrungen verändert bedeutender Druck, wie er im Erdinnern vorauszusetzen ist, den Aggregatzustand der verschiedensten Stoffe in der Art, dass durch denselben gasförmige Substanzen erst tropfbar, dann bei steigendem Drucke meist fest werden. — Durch Druck verhindert man flüssige Körper zu sieden, d. h. in Dampf überzugehen, und verhindert man das Schmelzen fester. Auch ist unerwiesen, wie weit stofflich die Massen im Erdkerne mit den Gesteinen der Erdoberfläche übereinstimmen.

Beim jetzigen Stande unseres Wissens erscheint es verfrüht, aus den vorhandenen Beobachtungen schon das Verhältnis der Wärmezunahme mit der Tiefe nach irgendwelchen Berechnungen für bekannt auszugeben. Unserer Generation und vielleicht noch mehreren späteren ist die Pflicht auferlegt, so viele möglichst fehlerfreie Bestimmungen von Tiefentemperaturen unter genauester Beachtung der Gesteinsbeschaffenheit und anderer Nebenumstände auszuführen, als wir irgend vermögen, damit künftige Geschlechter das Material für die Induktionsschlüsse gewinnen.


4. Ursachen der Erdwärme.
Nach der Kant- Laplace’schen Theorie sollen alle Stoffe des gesamten Sonnensystems ursprünglich ungeheuer heiß und daher dampfförmig gewesen sein, dabei einen ungemein großen Raum eingenommen haben. Später sollen sich die einzelnen Weltkörper individualisiert haben, indem die sich abkühlenden Stoffe aus dem Gaszustande in den tropfbar glutflüssigen übergingen, wobei erst um den Zentralkörper rotierende Ringe, später Rotationssphäroide durch die zu Planeten etc. gewordenen Massen gebildet worden seien. Die Erde hat nach dieser Theorie eine feste Masse erst durch Erstarrung ihrer Rinde bekommen, auf welcher bei weiterer Abkühlung das vorher in seiner gesamten Masse dampfförmige Wasser großenteils sich kondensieren konnte, so dass es das Meer bildete, dessen Sedimente dann die Erdrinde auf große Strecken zu verstärken vermochten. — Dieser Theorie scheint es am meisten zu entsprechen, dass die Erdwärme als eine gewissermaßen ererbte, das heißt als Folge des vormaligen glutflüssigen, bezüglich dampfförmigen Zustandes zu betrachten, und das Erdinnere noch jetzt als heiß-flüssig anzunehmen sei.

Vielerlei Bedenken sind gegen einzelne Glieder dieser Gedankenreihe geltend gemacht worden: die Ursprünglichkeit der Hitze wird bestritten; man vermisst unter den bekannten Gesteinen solche, die als Teile der Erstarrungsrinde gelten können, und man hat Grund, es für physikalisch unmöglich zu halten, dass die Massen im Erdinnern flüssig seien.

Von der mechanischen Wärmetheorie ausgehend, wonach der heißeste Zustand derjenige der intensivsten Molekularbewegungen ist, wird man schwerlich die ungeheuerste Hitze, bei welcher alle Körper nur im Gaszustande bestehen können, für die erste uranfängliche Beschaffenheit der Materie ansehen dürfen. — Wir mögen es aber für denkbar halten, dass ein solcher Zustand einmal von der gesamten Stoffmasse des Sonnensystems angenommen worden sei. — Zu solcher Hypothese bietet die Wahrnehmung sogenannter Nebelflecke am Sternhimmel auch dem Aktualsten einen Anhalt. Denn anscheinend existieren von diesen, nur mit Fernrohren wahrnehmbaren wolkenähnlichen Gebilden eine größere Anzahl, die keinerlei einzelne Sterne erkennen lassen, wohl aber spektralanalytisch glühende, leuchtende Gasmasse, und zwar vorwaltend Stickstoff und Wasserstoff, zeigen. Freilich vermisst man gewisse Linien in den Spektren der Nebelflecken, indes ist dafür die Erklärung von Fievez, dass diese auf dem langen Wege durch den Weltenraum verlöscht, bezüglich verblasst sind, eine sehr wahrscheinliche.

Die Betrachtung der Kometen und Meteoriten und eine Reihe anderer Wahrnehmungen lehren jedoch, dass im Weltenraume und speziell im Sonnensystem noch eine andere Art von feiner Verteilung und von Gruppierung der Materie vorkommt, als die Zusammenfügung gasartiger Massen. Wir kennen einzelne Meteoriten von sehr geringem Gewichte, bis 0,06 g herab, die den Übergang zum vielbesprochenen Meteorstaub bilden. Wir kennen weiter einige Beispiele von der Verschiedenheit der einzelnen bei einem und demselben Meteoritenfall niedergefallenen Stücke und finden manche Meteorsteine, die aus verschiedenartigen Teilen — scheinbar Trümmern, wie bei den Breccien Gesteinen und „Tuffen“ — zusammengefügt  erscheinen, zahlreiche andere, welche durch Silikatkügelchen so ausgezeichnet sind, dass sie G. Rose danach Chondrite genannt hat. In vielen Fällen scheinen diese Kügelchen durch Reibung gerundete Stücke zu sein.


Es mag nun immerhin dahingestellt bleiben, welche Zustände die kleinsten Meteoriten, bezüglich der Meteorstaub früher gehabt haben; es ist wohl unstreitig anzunehmen, dass eine gewissermaßen staubartige Beschaffenheit fein verteilter Materie von festem Aggregatzustande im Sonnensystem vorkommt und dass Zusammenballungen kleinerer Weltkörper zur Bildung noch größerer führen. Zweifellos erfolgt auch, wenn die kleinsten Weltkörperchen sich untereinander oder mit größeren Gestirnen vereinigen, eine Wärmeentwickelung durch die mechanische Kraft des Stoßes, der Reibung und — namentlich wenn verschiedenartige Weltkörperchen Zusammentreffen — durch chemische Molekularbewegungen. — Wie es für möglich gehalten wird, dass die Sonnenwärme durch die mechanische Kraft fortwährend auf den Zentralkörper niederfallender Meteoriten erzeugt worden ist und erhalten wird, so kann man alle größeren Gestirne, also auch die Erde, für Zusammenballungen unzähliger kleinen und kleinsten Weltkörper halten. Die Reibungswärme der aneinandergeschweißten kosmischen Massen würde danach der erste Anlass der Wärmeentwickelung sein. Reibungswärme bei späteren Massenverschiebungen der heranwachsenden Sterne, die durch chemische Prozesse erzeugte Wärme, die Kondensierungswärme mannigfaltiger Gase und ähnlicher Verbindungen würden weiter sich geltend machen. Bei der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit der meisten Gesteine muss im Erdinnern eine Summierung der aus verschiedenen Quellen herstammenden Warme erfolgen; die an einem Punkte stattfindende Wärme ist wohl nirgends als das Resultat eines einmaligen Vorganges anzusehen, sondern oft als das Werk von Tausenden einzelner in langen Zeiträumen allmählich erfolgter Ereignisse.

Ist auch, wie von vielen Seiten nachgewiesen wurde, keine der natürlichen Wärmequellen im Erdinnern für sich allein hinreichend, uns nur die Wärme mäßig großer Lavaströme zu erklären, so werden doch im Laufe der Äonen die Wirkungen verschiedenster Wärmequellen den ungeheuren Wärmeschatz des Erdinnern aufgespeichert haben können, der sicherlich vorhanden ist.



5. Volumen-Veränderungen von Massen der Erde im Gefolge von Temperaturveränderungen.
Nach allen bisherigen Erfahrungen muss angenommen werden, dass sich die geothermischen Verhältnisse dadurch ins Gleichgewicht zu setzen streben, dass Temperaturunterschiede der einzelnen benachbarten Massen einander allmählich ausgleichen. So wird für jeden der größeren Zeiträume der Erdgeschichte ebenso wie für die Jetztzeit ein Normalzustand anzunehmen sein; wir werden voraussetzen dürfen, dass Flächen gleicher Erdtemperatur (Geoisothermen) unter der Oberfläche der Lithosphäre bestehen, die vielleicht in größeren Perioden sich verschieben, aber zeitweise wenigstens eine Dauerlage haben. Diese Geoisothermen sind im Großen der Gestalt der Erdfeste ähnlich gestaltet zu denken, sie steigen im Gebirge empor, sinken unter dem kalten Grunde des Ozeans herab. Dabei bleiben sie aber der Oberfläche nicht parallel und wir haben Grund zu glauben, dass sie dem Oberflächenbilde am unähnlichsten da sind, wo nahe an einem tiefen Meere hohe Gebirge aufragen.

Verschiebungen der Geo-Isothermen werden nun unter den verschiedensten Verhältnissen eintreten.

Auf dem Grunde des Meeres, also gewöhnlich bei geringer Temperatur, gebildete Schichten werden von darauf abgelagerten Schichten bedeckt, ihre Temperatur dadurch erhöht und dadurch auch eine entsprechende Volum-Vergrößerung bewirkt.

Werden Gesteine der Erdoberfläche auf größere Strecken von glutflüssigen Laven überströmt, und sind zugleich die Laven in Spalten der Schichten eingetreten, so wirkt ein erheblicher Teil der Wärme dieser Laven auf die Gesteine. Diese müssen erwärmt werden und eine entsprechende Ausdehnung erfahren. Folgen sich die Lavenausbrüche in kürzeren Zwischenräumen, so kann eine sehr hohe Temperatur nahe an die Erdoberfläche heranrücken, und es kann für Zeiträume, welche bei der geringen Wärmeleitungsfähigkeit der Felsarten sehr lang sind, ein erhebliches Aufsteigen der Geoisothermen veranlasst werden, zugleich aber eine beträchtliche Volumvermehrung der Gesteine.


Wo durch Hebungen, Senkungen und Verwerfungen oder Verschiebungen die Massen gegeneinander in andere Lage gebracht werden, werden auch die Geoisothermen verändert. In vielen Fällen sieht man, dass Teile einer und derselben Schicht längs einer Kluft um 1500 m und mehr in senkrechter Richtung verschoben worden sind. Wenn die gewöhnliche Wärmezunahme um 1° C. für 30 m angenommen wird, und wir uns eine ursprünglich horizontal liegende Schicht von a Graden Temperatur mit ihrem einen Teile um 1500 m gesunken denken, so ist dieser herabgesenkte Teil neben ein Schichtenmaterial von 50° + a° Wärme zu liegen gekommen. Kann ohne anderweitige Veränderungen die Temperaturausgleichung der in gleicher Stellung zum Erdmittelpunkte befindlichen Materialien eintreten, so wird der stehen gebliebene Schichten- oder Massenteil eine Schrumpfung, der gesunkene eine Ausdehnung erleiden.

Die durch Auflagerung anderer Massen oder infolge der Senkungen erwärmten und ausgedehnten Gesteinsmassen werden schließlich nach etwaiger Zerstörung der auf ihnen ruhenden Massen wieder der Erdoberfläche näher gerückt *) und verlieren so wieder einen Teil der gewonnenen Wärme und des früheren Wachstums an Volum.

Die Volumen-Veränderung der verschiedenen Gesteine bei Erwärmung und Erkaltung ist eben der Verschiedenheit derselben wegen nicht genau berechenbar; für viele Felsarten gilt wahrscheinlich der Ausdehnungskoeffizient des Glases (für je 1°C. 0,000024 bis 0,000026 des Volums oder für je 1°C. 0,000081 bis 0,000086 der Länge). Bei der vorhandenen Porosität mancher Gesteine ist die Vorstellung statthaft, dass die Volum Veränderung bisweilen nur als eine Verdichtung der Masse bemerkbar werde, wenn der Widerstand der in Poren und anderen Höhlungen vorhandenen Flüssigkeiten oder Gase leichter zu überwinden ist, als der der umgebenden Massen und wenn die Wände jener Poren etc. nicht zu fest gefügt sind.

[- Ende- p. 51]

Anschliff eines Meteoriten

Anschliff eines Meteoriten - Diskussion des Energiehaushaltes des Erdinneren
- Hier die Abbildung in groß

Literatur:

Ausdrücklich ist jegliche, nicht von den Autoren genehmigte,  Neuveröffentlichung untersagt. Dies gilt speziell für elektronische Publikationen: Nutzungsrichtlinien
© Wolfgang Griem (2019) - Todos los derechos reservados - alle Rechte vorbehalten

Página anterior en geovirtual.cl
Geologie in historischen Abbildungen
Geschichte der Geowissenschaften
próxima página en geovirtual
Línea plateada en geovirtual2.cl

www.geovirtual2.cl - geovirtual in deutsch
Geologie
Apuntes
Apuntes Geología General
Apuntes Geología Estructural
Apuntes Depósitos Minerales
Apuntes Prospección
Perioden und Zeitalter (span.)
Systematik der Tiere (spanisch)
Virtuelles Museum: Geologie
Virtuelle Mineralien­sammlung (span.)
Geologie - Zitaten-Sammlung (span.)
Index - Geologie (spanisch)
Virtuelles Museum
Eingang virtuelles Museum
Virtuelles Museum: Geologie
Virtuelle Mineraliensammlung (span.)

Geschichte Geowissenschaften und Bergbau

Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie historisch
Fossilien in historischen Illustrationen
Geschichte Lagerstättenkunde
Tektonik, historische Betrachtungen

Bergbau in historischen Illustrationen
Bergbau-Wörterbuch, Begriffe
Autoren der historischen Bücher
Download Zentrum
Atacama Region, Chile
Ein Streifzug durch Atacama
Sehenswürdigkeiten
Geschichte von Atacama
Historische Karten
Bergbau in der Atacama-Wüste
Eisenbahnen der Region
Flora Atacama
Tiere der Wüste
Atacama in Fotos / Atacama schwarzweiß
Karten / 3dimensionale Morphologie
Klima der Atacama Region
Links, Literatur, Büchersammlung
Namens- und Orts Register, Atacama
----
Illustrationen aus Chile
Inhalt in Listenform

www.geovirtual2.cl / Geschichte der Geowissenschaften und Bergbau / Allgemeine Geologie
Historische Texte und Figuren in den Geowissenschaften: Bergbau, Geologie und Paläontologie
© Dr. Wolfgang Griem, Chile - alle Rechte vorbehalten  (Mail a Wolfgang Griem Uso de las páginas de geovirtual.cl y geovirtual2.cl)
Publiziert: 4.8.2019 / Aktualisiert: 4.8.2019, 25.12.2019, 30.8.2020
Mail a Wolfgang GriemEmail und Kontakt
Ver el perfil de Wolfgang Griem en LinkedInSiehe Linkedin Profil von Wolfgang Griem
Ausdrücklich ist jegliche, nicht von den Autoren genehmigte,  Neuveröffentlichung untersagt. Dies gilt speziell für elektronische Publikationen: Nutzungsrichtlinien
© Wolfgang Griem (2005, 2009) - Todos los derechos reservados - alle Rechte vorbehalten