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Geschichte der Geowissenschaften: Allgemeine Geologie

Burmeister (1851): Ausbruch des Vesuvs

Historische Arbeiten

W. Griem, 2020

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Aus: H. Burmeister  - "Ausbruchs des Vesuvs in Italien"; Abbildung 6 Seite 80. Original-Größe der Abbildung: 9 cm zu 7 cm.

Burmeister, H. (1851): Geschichte der Schöpfung. - 608 Seiten, 228 Abbildungen, vierte Auflage (1851); Verlag Otto Wigand; Leipzig.
[Sammlung: W. Griem]

Die Abbildungen wurden mit einem HP Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der Grau­stufen­verbesserung, Elimination von Flecken sowie Ver­besserung der Schärfe wurden bei der Bild­bear­bei­tung angewandt (W. Griem 2020).

Die Texte wurden mit einer Pentax Kr-3 II digi­talisiert und später mit ABBYY (v.14) ver­arbeitet und zur OCR vor­bereitet. Fraktur­schriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in ASCII umge­wandelt; "normale" Schrift­arten mit ABBYY Fine Reader Version 14.
Die Texte wurden den heutigen Recht­schreib­regeln teil­weise ange­passt, es wurden erläuternde und orien­tierende Zeilen ein­gefügt (W.Griem, 2020).

Burmeister (1851): Ausbruch des Vesuvs

Informative Übersicht

Hermann Burmeister (1851) beschreibt den Krater des Vesuvs im Jahre 1834. Burmeister bezieht sich auf den Ausbruch um 79 nach Chr. dort bildeten sich eine große Anzahl von Parasitär-Krater mit einer erstaunlich starken Aktivität. Auch erwähnt Burmeister die geringen Todesopfer um 79 nach Chr., da die Menschen gewarnt waren und noch rechtzeitig fliehen konnten; auch wenn man Heute von höheren Opferzahlen ausgeht.
(Siehe auch Artikel vom BBC )

Original Text von Burmeister - Der Vesuv und vulkanische Aktivitäten
p. 76 - 81


Geraume Zeit vor dem Eintritt einer wirklichen Eruption pflegen Erderschütterungen das Herannahen einer solchen zu verkünden; besonders wenn der Kratergrund seit einiger Zeit sich mehr gehoben hat, und aus der Trichterform langsam während mehrerer Jahre anschwellend in die einer leicht vertieften Ebene übergegangen ist. Alsdann verlachen auch schon senkrecht aus dem Krater aufsteigende, oberhalb in mannigfachen Wirbeln sich kräuselnde Dämpfe, welche die fruchtbare Einbildungskraft der Italiener seit Jahrhunderten dem schlanken Wuchs der einheimischen Pinien verglichen hat, die bis dahin schlummernde Tätigkeit der unterirdischen Mächte deutlicher und geben den Anwohnenden ein mahnendes Zeichen, daß mit ihnen, um mich der Worte des Dichters zu bedienen, kein dauernder, kein ewiger Bund zu flechten sei. Während an manchen Vulkanen diese Rauchsäulen, in Italien Fumarolen genannt, erst bei bevorstehenden Eruptionen sich einstellen, anfangs leichten Wasserdünsten gleichend, hauchen andere Vulkane beständig solche Dunstmassen aus, und verkünden die Nähe einer Eruption höchstens durch Vermehrung ihrer Fumarole an Umfang und Intensität der sie bildenden Dämpfe, bis zum Ansehen einer schweren, das Haupt des Berges umlagernden Gewitterwolke. Ehe es jedoch zu einer solchen Höhe der Ausbruchs-Erscheinungen aus dem Krater selbst kommt, zeigen die Entwickelung der Eruption andere Zeichen in seiner Nähe an. So vernimmt man in der Regel gleich anfangs ein eigentümliches Getöse, das dem Zischen verdampfenden, auf glühende Kohlen geschütteten Wassers gleicht, sich nach und nach bis zu dem Brausen gewaltsam aus engen Mündungen strömender Dämpfe steigert, und später in wirkliche Detonationen übergeht, wie wenn man fernen Kanonendonner, hörte. Mit diesen Geräuschen verbinden sich leise Bebungen des Bodens, die bald zunehmen, oder auch jetzt schon sehr heftig sein können, wenn leichte Erderschütterungen allen anderen Erscheinungen vorangingen; ein starker Knall, welcher nun zu erfolgen pflegt, und meistens mit einer plötzlichen Entzündung der Rauchsäule verbunden ist, verkündet dann den wahren Anfang der Eruption, die alsbald mit dem Ausweisen glühender Substanzen beginnt und in ähnlicher Tätigkeit bleibt, so lange sie dauert. Jetzt füllt sich auch der durch jene erste Explosion zerrissene Kratergrund mit glühender Lava, die absatzweise an verschiedenen Stellen hervorquillt; oftmals berstet er während dieses Hebens aufs neue, türmt sich zu kleinen Schlackenkegeln in seiner Mitte oder an den Eruptions- Punkten auf, und stößt um so stärkere, dunklere Rauchwolken mit immer zunehmenden Geprassel aus. Bei einer solchen Steigerung der Rauchmassen ist die Eruption schon in voller Tätigkeit; sie verfinstert mit ihren Dünsten die Tageshelle und läßt kaum noch dem Lichte der strahlenlosen Sonnenscheibe einen schwachen Durchweg; denn ein feiner aschenartiger Staub fällt aus der Luft herab und zeigt an, daß nicht bloß Dampfwolken, daß auch erdige Bestandteile emporsteigen und von den Dämpfen mit fortgerissen aus den kälteren, minder bewegten Luftschichten der Umgebung mit feinen Wassertropfen gemengt wieder herabfallen. Beide überziehen, gleich einer Trauerdecke, alle benachbarten Gegenstände, und töten oft schnell und sicher, sei es durch die Hitze, sei es durch den feinen Staub und die Schwefeldämpfe oder die Säuren, welche dem Wasser beigemischt sind, Pflanzen und Tiere. Dabei sieht man fortdauernd die unteren Teile der Rauchmassen erleuchtet, ja flammend; ein Widerschein der im Krater sich hebenden glühenden Lava, welcher mit sichtbarer Intensität zunimmt, wie diese frisch hervorquillt und nach oben allmählich schwächer werdend in den Dunstmassen sich verliert, zuletzt nur noch die gewölbten Ränder ihrer Wirbel mit einem glühenden Saume bemalend. Immer lauter wird zugleich das Getöse, immer schneller folgen einander die Schläge, und Donner auf Donner treibt die emporlodernden Dampfmassen zu einer schwindelnden Höhe hinan. Oft fahren, von solchen Explosionen getrieben, die glühenden Körper senkrecht durch die Rauchwolken, neigen sich, wenn ihre Fliehkraft erschöpft ist, unter Bogen, und fallen mit prasselndem Geräusch auf die Kraterwände nieder; hier nach allen Seiten gleich Eisenschlacken, die der Hammerschlag abtreibt, zerspringend. Selbst in der Luft trennen sie sich, wenn ein Teil der unförmlichen Masse, größere Schwere besitzend, eine andere Fliehkraft erhalten hat, und strahlenförmig lösen sie sich dann, gleich aufsteigenden Raketen, in ihre verschiedenartigen Bestandteile aus einander. Und immer schneller und schneller folgen die Stöße, immer lauter wird ihr Knall, immer zahlreicher die Menge der emporgeschleuderten Feuerklumpen, immer stärker das Geprassel ihrer fallenden Bruchstücke. Hier erfaßt wohl ein nachfolgender den bereits zurückkehrenden, und die Heftigkeit des Stoßes der sich begegnenden mehrt die Zersplitterung, steigert die gleich platzenden Bomben umhergeschleuderten Scherben. Da nahet aufs neue das lange gefürchtete, ängstlich erwartete, schaudervolle Erzittern des Bodens, der dem Andrange der eingepreßten Dämpfe nachgebend sich windet und berstet, und radienförmig nach allen Seiten von der Mitte des Berges aus die Ebene zertrümmert. Und diese Erschütterung ist es, welche unter allen Eruptionserscheinungen den Menschen am meisten schreckt, welche ihn aus dem wirtlichen Dach in die aufgeregte Natur hinaustreibt und nötigt, sehender Zeuge des großen Ereignisses zu sein, das einst in gesteigerter Höhe die Erdoberfläche bildete und denselben Boden aus dem Meere emporhob, den es nun seinen andrängenden Wogen in erneuter Katastrophe wieder preisgibt. Doch das Ende des Unheils, so schauerlich schön in seinen einzelnen Zügen, steht nahe bevor. Schon zeigt sich der glühende Fluß leicht gewölbt über den niedrigsten Stellen des Kraters, schon fließt an einzelnen Punkten die geschmolzene Lava herunter und schlängelt sich langsam, eine feurige zähe Masse, an den Wänden des Kegels fort, die niedrigen, ihr im Laufe begegnenden Gesträuche entzündend, daß sie mit flackernder Flamme auf ihrer Fläche emporlodern. Bald folgt solchen Vorläufern der feurige Hauptstrom nach. Während aller dieser Erscheinungen immer mehr im Krater emporgestiegen, durch neue, neben den alten hervorbrechende Fluchen näher und näher dem Rande gerückt, endlich sogar polsterartig über den tiefsten Stellen des Randes eine Zeitlang schwebend, sinkt plötzlich, von einem Donnergetön und heftigen Erschütterungen begleitet, die glühende Lava herab, und in demselben Augenblicke strömt sie aus einer entstandenen Spalte tief unten am Fuße des Kegelberges hervor, anfangs vom Drucke der über der Öffnung stehenden Massen selbst fontänenartig aufsteigend und immer breiter, mächtiger in die fruchtbare, von Menschen sorgfältig bebaute Ebene sich ergießend. Schnell windet sich dieser verheerende Fluß mir stets wachsender Gewalt auf der geneigten Fläche zur wirklichen Ebene hinab, und öffnet durch den leer gewordenen Krater den elastischen Stoffen einen Ausweg. Von Asche begleitet und sie mit sich fortführend steigen die Dämpfe einer dunkeln Säule gleich hoch empor und gestalten sich oben in den Lüften zu jener Pinienform, die schon den ältesten Beobachtern auffiel. Dieser majestätische ungeheure Aschenbaum bildet die tragische Schlußscene der ganzen Erscheinung, er breitet seine Krone unheilschwanger über die Ebene aus, und bedeckt sie, sich senkend, mit seinem düsteren Laube auf ewig; an 100 Fuß mächtige Lager hat er einstens über Herculanum und Pompeji [*1] ausgeschüttet. Auf solche Weise begleiten ähnliche Erscheinungen, in größeren, geräuschvolleren Phasen wiederkehrend, den unheilvollen Zyklus der Eruptionsphänomene von ihrer höchsten Ausbildung durch mannigfache Abstufungen rückwärts zu jener unscheinbaren Dampfsäule zurück, welche als der erste Bote so grauenvoller Entwickelungen die Übergangserscheinungen einleitete.

Wenn endlich die Tageshelle diesen durch die großartigsten Leuchtfeuer nur schwach erhellten Finsternissen wieder folgt, so zeigt sich das ganze Bild der Zerstörung in seiner Vollendung; alles urbare Erdreich rings umher ist von ausgeschütteter Asche bedeckt, auf den Wänden des Berges und an seinem Fuße lagern die tausend und aber tausend Bruchstücke der zersprungenen Auswurfsmassen, und zwischen neuen Erdschichten windet sich der noch heiße, glühende, rauchende, ja stellenweis flammende Lavastrom im selbstgebildeten Bette zu einer Tiefe, in welcher ihm die Fallhöhe fehlt und der zähe Fluß in sich seinen Haltpunkt findet. Alles umher gleicht einer trostlosen Einöde, die grünende Pflanzendecke fehlt, die verdorrten Bäume strecken ihre bestäubten Neste blattlos in die düstern Lüfte, und das tierische Leben hat schon längst aufgehört hier zu schlagen, ja es hat in der glühenden Asche selbst die Spuren seines Daseins verloren. — So etwa mochte der Anblick sein, als 79 Jahre nach Christi Geburt der Vesuv aus seinem vieljährigen Schlummer zum ersten Male wieder erwacht war, im Vollgefühl seiner verheerenden Kräfte 30 Quadratmeilen mit seinen Auswürflingen bedeckte und drei volkreiche Städte mit ihren sorglosen Bewohnern in den ewigen Todesschlaf einhüllte [*2] Nur als Schallen ehemaliger Herrlichkeit sollten sie aus den Gräbern nach 1700 Jahren wieder emporsteigen.

Statt dieser grauenvollen Landschaft zeigt uns der Holzschnitt den Krater des Vesuvs im Zustande schlummernder Tätigkeit, wie er im August 1834, vor den bald erfolgten Eruptionen, sich ausnahm. Man gewahrt im Vordergründe die obersten Ränder des beim Ausbruch vom Jahre 79 gebildeten, jetzt alten Kraters, und sieht seine fast senkrecht abschüssige Wand an der linken Seite bis zum Hintergründe sich hinziehen.

Hier bedeckt sie der neueste Eruptions-Aschenkrater, ein glockenförmiger Berg von mehr als 300 Fuß Höhe, welcher mitten auf dem horizontalen Kraterplateau ruht und nach rechts an eine leichte Erhebung des Kraterbodens sich lehnt, hinter welcher aus einer breiten Spalte kleine Eruptionskegel in mehrfacher Zahl hervorragen. Von da ist der ebene Kraterboden bis zum Vordergrunde mit den wild über einander geschobenen Schlacken erkalteter Lava bedeckt, während in der Mitte des Bildes ein frischer Lavastrom aus dem Boden hervorquillt und zum Rande des Kraters hinabfließt, auf beiden Seiten von aufgehäuften Wällen kalter Schlacken eingefaßt. Leichte Fumarolen, wie sie auch aus den Eruptionskegeln entweichen, erheben sich von seiner Fläche; und hinter seiner Quelle gähnt am Fuße des großen Aschenkegels eine andere leere Spalte mit leicht gehobenen Rändern. Der übrige Boden ist von Asche und Lapillis bedeckt, deren lockere Schicht noch stellenweis die Furchen zeigt, in welchen frühere Lavaströme sich bis zum Rande des an der äußersten rechten Seite bereits von ihnen überwölbten alten Kraters hinwanden.
- Ende p.81
Kompletter Text im Download-Zentrum "Burmeister"



[*1]: Beide Städte sind übrigens nicht gleich stark verschüttet worden. Nur über Herculanum, welches dem Vesuv näher liegt, beträgt die Erddecke gegenwärtig 70—112 Fuß, rührt aber, wie die Durchstiche zeigen, mindestens von sechs verschiedenen Eruptionen her. Pompejis Gebäude haben bloß eine Decke von 12—20 Fuß. Lava hat sich nicht über sie ergossen, das Verschüttungsmaterial besteht nur aus Asche und Lapilli.

[*2]: Man findet in den Ruinen von Herculanum und Pompeji nur sehr wenige menschliche Gebeine, weil die meisten Bewohner Zeit genug hatten, beim Beginn der Eruption die Stadt zu verlassen.

 

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Publiziert: 8.12.2019; Aktualisiert: 8.12.2019, 26.1.2020, 25.10.2020
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