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W. Griem, 2020
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Tres Puntas
Aus: Treutler (1882)
Alle Gesichter der Zeichnung
Es soll auch noch angemerkt werden, dass der Text von GILLISS (Siehe HIER) viele Gemeinsamkeiten mit dem von Treutler aufweist. Vor allem die Auswahl der Nahrungsmittel (Feigen, Bohnen und Zucker) ist sehr ähnlich. Nur die Werte sind von Treutler ein bisschen Verändert worden.
- 1 -
Andere Autoren dieser Zeit sehen einen großen Unterschied in den Gehältern
der Hauer und Schlepper. Nach Treutler bekommen Beide das Gleiche Gehalt,
GILLISS (1851) nennt ein Monatsgehalt von 25 Pesos für Hauer und 12 für
Schlepper. (siehe dort)
- 2 -
Interessant ist, dass Paul Treutler, Kind einer schlesischen Bergwerksfamilie,
sich nicht sehr begeistert gegenüber dem "Pulperia-System"
zeigt. Dieses System gelangte erst einige Jahre später in die negativen
Schlagzeilen: In den Salpetergruben in Nordchile - hier wurde das System
insofern Verschlimmert, da die Arbeiter nur noch mit Wertmarken entlohnt
wurden, welche ausschließlich in den werkseigenen Verkaufsläden einen Wert
hatten. Offensichtlich gab es in Tres Puntas schon eine frühe Form dieses
Systems.
- 3 -
Dies ist bis heute so - da hat sich nicht viel verändert.
Aus: Treutler (1882)
Alter Teller aus Tres Puntas; W. Griem (2005
Literatur: Bergbau in Atacama
Ausrisse aus Treutlers
15 Jahre in Südamerika: Beschreibung der Arbeit, Lohn und sozialen
Verhältnissen:
Der Text bezieht sich auf die Jahre 1851 bis 1856 - nicht alle Aussagen
von Paul Treutler können als authentisch betrachtet werden.
"Zu dieser Zeit wurden in diesem Bergwerksdistrikt
62 Silbergruben betrieben und in ihnen etwa 2000 Arbeiter beschäftigt.
Diese Arbeiter zu unterhalten erforderte ein ganz enormes Kapital,
da dieselben neben hohem Lohn, der beispielsweise bei einem Verwalter
103 Pesos, beim Steiger und Häuer 51 Pesos und beim geringsten Tagelöhner
30 Pesos monatlich betrug, freie Wohnung, Kost und Wasser erhielten,
was zu beschaffen ja so unendlich viel Mühe und Geldkosten verursachte,
da, wie erwähnt, alles erst durch Maultiere und Wagen hierher gebracht
wurde.
Die Wohnungen waren allerdings weder luxuriös, noch kostspielig
eingerichtet. Die Mauern derselben wurden durch aufeinander geschichtete
Steine gebildet, auf welche man ein Gerüst von Latten befestigte,
diese mit Schilf eindeckte, während man aus einigen Brettern Türen,
Verschläge, Tische und Bänke verfertigte.
Je nach Wichtigkeit und Größe der Grube befanden sich daselbst nun
ein oder mehrere solcher Häuser, in welchen die Beamten wohnten,
sowie Minenmaterial und Lebensmittel aufbewahrt wurden. Um diese
herum erhoben sich je nach Anzahl der Arbeiter kleinere, ebenso
konstruierte Wohnungen, in welchen die Bergleute zu je zwei, vier
und 12 Personen zusammen lebten, auch gab es außerdem eine solche
Hütte für die Schmiede, ein andere für die Küche.
So billig nun auch im Allgemeinen die Beherbergung der Arbeiter
war, eine so enorme Ausgabe verursachte ihre Beköstigung, trotzdem
dass dieselbe so einfach und billig war, wie nur irgend möglich.
Jeder Bergmann erhielt des Morgens ein Pfund Weißbrot und 16 getrocknete
Feigen, zu Mittag eine große Schüssel mit Fett eingemachte und mit
viel spanischem Pfeffer gewürzte Bohnen, und des Abends einen Brei
von Weizenschrot; außerdem jeden Sonntag 10 Unzen getrocknetes
Fleisch.
Wollte man in Tres Puntas etwas Besseres als die gewöhnlichen Bohnen
speisen, so war dies sehr kostspielig. So kostete hier u.A. ein
Pfund frisches Fleisch drei Mark, eine Kartoffel 50 Pfg., eine Zwiebel
50 Pfg , eine Wassermelone vier Mark, eine Flasche Bier 6 Mark u.s.w.
der Verwalter und die Beamten größerer Gruben erhielten eine besondere
Geld-Entschädigung für ihre Beköstigung.
Um die übergroßen Ausgaben des Betriebes zu ermäßigen, war in den
meisten Gruben ein Verkaufsladen etabliert, wo der betreffende Beamte
den Arbeitern die ihnen nötigen und wünschenswerten Gegenstände
für Rechnung der Mine zu sehr hohen Preisen unter Anrechnung auf
ihren Verdienst verkaufte. Der Kaufbetrag wurde stets am Monatsschluß
abgezogen, und kann es oft vor, daß der Arbeiter nicht allein den
ganzen Betrag feines monatlichen Verdienstes in Waren entnommen
hatte, sondern dass er noch schuldig blieb. Für den Grubenbesitzer
war dies am Vorteilhaftesten, indem derselbe an den Waren 50% verdiente,
andererseits den Betrag des Lohnes nicht bar auszuzahlen, und für
den nächsten Monat auf die Arbeit dieses Schuldners mit Sicherheit
zu rechnen hatte, denn jeder Arbeiter, der am Monatsschluß seinem
Arbeitgeber schuldig blieb, war gesetzlich gezwungen in der Grube
weiter zu arbeiten und durfte von einer anderen nicht ausgenommen
werden. Leider kam es aber dennoch vor, daß Bergleute, die sehr
viel an Waren entnommen hatten und schuldig geblieben waren, sich
nach anderen Bergwerksdistrikten flüchteten, wo sie der Arm der
Gerechtigkeit nicht erreichte.
Wein, Bier, Schnaps und Liköre durften in der Grube nicht verkauft
werden, dagegen war es Sitte, daß jeder Bergmann, ehe er in die
Grube fuhr, und ebenso wenn er herauskam seinen Tee genoß. Dieses
Getränk wurde aus Paraguay-Tee in folgender Art bereitet:
Man schüttet den Tee in ein kleines Gefäß, gewöhnlich einen kleinen
Flaschenkürbis, füllt dasselbe mit Zucker, gießt heißes Wasser darauf
und schlürft dann das Getränk so heiß wie möglich vermittelst eines
kleinen Rohres.
Ein Pfund Tee, ebenso wie jedes Pfund Zucker kostete vier Real.
Die Arbeiter konsumierten unglaublich viel Zucker und kam es sehr
oft vor, dass ein Arbeiter seinen ganzen Lohn für Tee und Zucker
verausgabt hatte. - Überhaupt ist die Republik Chile von allen Ländern
der Erde dasjenige Land, welches im Verhältnis zu allen anderen
den meisten Zucker konsumiert (3).
Kaffee genoss der Bergmann wenig; wofür er aber sehr viel verausgabte
waren Wassermelonen und Papiercigarren.
An beiden Artikeln verdienten die Minenbesitzer bedeutend, indem
sie z. B. Wassermelonen in Copiapó das Stück zu einem Real kauften
und Wagenladungen davon nach den Minen sandten, wo sie dieselben
zu einem Peso das Stück verkaufen ließen. Auch geröstetes Mehl konsumierten
die Arbeiter in großer Quantität."
Aus: Paul Treutler, 1882 [Sammlung W. Griem]
Der Text wurde digitalisiert, in ASCII umgewandelt, bearbeitet und teilweise der aktuellen Rechtschreibung angepasst von Dr. Wolfgang Griem - Kürzungen vorbehalten.
Literatur Atacama
Aus: TREUTLER, PAUL (1882): Fünfzehn Jahre in Südamerika
an de Ufern des Stillen Ozeans. - 3 Bd., Seite 91/92; Weltpostverlag, Leipzig.
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Literatur:
Aus: TREUTLER, PAUL (1882): Fünfzehn Jahre in Südamerika
an de Ufern des Stillen Ozeans. - 3 Bd., Seite 91/92; Weltpostverlag, Leipzig.
(Sammlung W. Griem)
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