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W. Griem, 2020
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Tres Puntas
Aus: Treutler (1882)
Das Bild in groß
Aus: Treutler (1882)
Tres Puntas Im Jahre 2002
Karte von Perez Rosales
Literatur: Bergbau in Atacama
Ausrisse aus Treutler 15 Jahre in Südamerika (1882): Beschreibung des Ortes Tres Puntas:
Ausrisse aus Treutler 15 Jahre in Südamerika
(1882): Beschreibung des Ortes Tres Puntas:
Am Fuß dieses Gebirgszuges erhob sich terrassenförmig Tres Puntas,
und von dort aus im Umkreise von einer halben Meile erstreckten
sich bis an den Berg auf dem wir abgekommen waren, die unzähligen
Bergwerke. Nachdem wir dies malerische Bild bis zum Untergange der
Sonne mit wahrem Genuß betrachtet hatten, eilten wir dahin und quartierten
uns in dem einzigen Wirthshause ein.
Tres Puntas liegt unter 26° 40´ S. B. und 6066 Fuß über dem Meere.
Das Gasthaus stand an einem ungepflasterten Platz, auf welchen.
Schweine und Esel bunt durcheinander lagen und welcher mit Lumpen
bedeckt war; zahlreiche Ochsenschädel und krepierte Hunde verpesteten
die Luft. Unser Obdach war nur ein Bretterhaus, in welches der eisige
Abendwind durch große Spalten in den Wänden freien Zutritt fand.
Nachdem wir uns gewaschen - wozu das Wasser zwei Real kostete -und
zu Abend gespeist - für ein Beefsteak mit Eiern und Kartoffeln und
Kaffee hatten wir 10 Peso zu zahlen - suchten wir sehr ermüdet von
der Reise, in unsere Decken gehüllt, ein Plätzchen auf der Erde,
um uns durch Schlaf zu den Arbeiten des nächsten Tages zu stärken.
Kaum waren wir jedoch eingeschlafen, so füllten sich nach und nach
die Räume mit Beamten der Minen, mit Harfen- und Guitarrenmädchen
; es begann Spiel, Gesang und Tanz und der Champagner floss in Strömen.
So unangenehm wir hierdurch berührt waren, so konnten wir doch die
zudringlichen Einladungen nicht umgehen und mussten Teil an diesem
Gelage nehmen, welches bis gegen Morgen währte. Aber selbst dann,
als alles im Hause so still geworden war, konnten wir keinen Schlaf
finden. Der ganze Ort und seine Nachbarschaft war durch Silberminen
unterminiert, in denen bei Tag wie bei Nacht über 1000 Bergleute
arbeiteten. Von dem anhaltenden Donner der Sprengschüsse und der
fortwährenden Erderschütterungen wurden wir unwillkürlich immer
wieder aufgeschreckt.
Zeitig am Morgen, als es noch eisig kalt war, begaben wir uns ins
Freie und durchwanderten den Ort um ihn näher kennen zu lernen.
Derselbe bestand aus etwa 80 Hütten, welche teils aus Brettern,
teils aus Palmenrinde erbaut waren. - War schon der Platz unsauber,
so waren die Straßen noch schrecklicher. Man sank im Sande einen
halben Fuß tief ein, und noch größere Massen von Lumpen, als wir
gestern bemerkt, lagen überall umher. Bei näherer Betrachtung fand
ich, dass diese Lumpen eigentlich nur schmutzige Wäsche waren; denn
da ein neues baumwollenes Hemd hier 6 Real, ein Hemd aber in Folge
des teuren Wassers 1 Peso zu waschen kostete, so herrschte allgemein
die Gewohnheit, das Hemd, sobald es unrein, ebenso wie alle andere
Wäsche auf die Straße zu werfen und ein neues zu kaufen. - Niemand
dachte daran, die Straßen säubern zu lassen. - Da auch das Holz
sehr teuer war, bediente man sich zu Einfriedungen und Zäunen der
Ochsenschädel mit den Hörnern, welche übereinander geschichtet wurden,
und da täglich neue Schädel vom Schlächter dazu geliefert wurden,
bot dies nicht allein einen sehr widerwärtigen Anblick dar, sondern
die Ausdünstung verpestete auch auf sehr unangenehme Art die Atmosphäre.
Die Häuser waren, wie in Copiapó, alle weiß angestrichen.
Es existierte hier auch eine Kapelle da aber an diesem Orte wenig
Moral herrschte und die Bevölkerung weder zur Messe noch zur Beichte
kam noch sich trauen oder die Kinder taufen ließ, so hatte sich
der anfangs hier weilende Pater, um nicht zu verhungern, gezwungen
gesehen, den Ort wieder zu verlassen.
Von dem weiblichen Geschlecht lebten an diesem kleinen Ort über
hundert leichtsinnige Dirnen, welche nicht allein aus der Republik
Chile, sondern auch aus den Nachbarrepubliken nach diesem Eldorado
geströmt waren. Dagegen gab es hier wenig verheiratete Frauen, indem
die Kaufleute, Krämer, Schank- und Tanzlokalbesitzer diesen im Allgemeinen
nicht zumuten konnten, sie in diese Wüste unter solchen Abschaum
von Menschen zu begleiten.
Den Hauptbestandteil der Gebäude bildeten Verkaufsläden aller Art,
wo Kleidungsstücke, Lebensmittel, Minenwerkzeug u. s. w. feilgeboten
wurden. Andere Häuser waren Tanz- und Schanklokale, Spielhöllen
und ein großer Teil war von Dirnen bewohnt. Die Bergleute wohnten
alle in ihren Minen und kamen nur am Sonnabend hierher, wo sie diesen
Platz förmlich überfluteten und bis Sonntag Abend verweilten, um
ihr sauerverdientes Geld hier durchzubringen.
Auch ein Richter war hier stationiert, der einen Offizier und zehn
Soldaten zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu seiner Verfügung hatte;
doch der Diener der Gerechtigkeit hatte wenig oder nichts zu tun;
er lebte hauptsächlich nur dem Spiel und dem Weine.
De: Paul Treutler, 1882 (Das
Bild in groß)
Der Text wurde digitalisiert, in ASCII umgewandelt, bearbeitet und teilweise der aktuellen Rechtschreibung angepasst von Dr. Wolfgang Griem - Kürzungen vorbehalten.
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Literatur:
• Pérez Rosales, V. (1859): Ensayo sobre Chile.- Escrito en Francés
y Publicado en Hamburgo; Traducción al español por Manuel Miquel; Imprenta
Ferrocarril (Santiago): p189-208 y p397-451.
• TREUTLER, PAUL (1882): Fünfzehn Jahre in Südamerika
an de Ufern des Stillen Ozeans. - 3 Bd., Seite 91/92; Weltpostverlag, Leipzig.
(Sammlung W. Griem)
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