Historische Arbeiten
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Siegmund (1877) veröffentlichte Profil
der Alpen. Er hält sich an die Idee von Cotta, welcher der
Gebirgsbildung wie folgt klassifiziert:
a) Vulkanisch: Vulkanische Gesteine und Vulkane Bilden das Orogen
b) Plutonisch: Starke vertikale Bewegungen, die Intrusivgesteine
streichen an der Oberfläche aus.
c) Gefaltet: Horizontale Kräfte bewegten die Gesteinsmassen, und Falten
sind häufig
Speziell der dritte Fall ist interessant, die horizontalen Kräfte passen
so gar nicht in die Geosynklinal Hypothese, Siegmund zitiert Suess, der
bestärkt, dass die Alpen in weiten Bereichen eine horizontale
tektonische Komponente aufweisen und die Gesteine praktisch wie Eis
eines Gletschers sich verhalten. Sie zeigen autonome Bewegungen.
Foto/Scan - Digital Bearbeitet: (W. Griem, 2019); aus: Siegmund, F. (1877): Untergegangene Welten - Eine populäre Darstellung der Geschichte der Schöpfung und der Wunder der Vorwelt. Abbildung 11: Idealprofil der Alpen, Seite 47 - Original-Dimension: 10 cm X 3 cm.
Siegmund, F. (1877): Untergegangene Welten - Eine populäre Darstellung der
Geschichte der Schöpfung und der Wunder der Vorwelt. - 836 Seiten,
288 Abbildungen und eine Karte; Verlag A. Hartlebens, Wien, Pest, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]
Siegmund: Die Erde Bau und Bildung [Korrigiert, OCR
Version]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Original Text von Siegmund, 1877 -
p.46
[vorheriger
Text von Siegmund]
Entstehung der Gebirge.
Im gewöhnlichen Leben pflegt man jede bedeutendere Anhäufung von Bergen
ein Gebirge zu nennen. Die Geologen verstehen aber in etwas engerer
Bedeutung darunter merkbar lokale Anschwellungen der Erdoberfläche,
deren innerer Bau mit dem äußeren in einer gewissen Harmonie steht, und
welche dadurch einen gewissen Grad individueller Selbständigkeit zeigen.
Es ist daher nicht jede Berggruppe im geologischen Sinne ein Gebirge.
Nach der äußeren Form unterscheidet man: Massengebirge, Kettengebirge,
Plateaugebirge, Rückengebirge und Alpengebirge. Der innere Bau der
Gebirge gewährt nach B. v. Cotta weit bessere Aufschlüsse über die Art
ihrer Bildung, als die äußere Form, die zum Teil offenbar eine Folge
späterer Zerstörungen ist. Aus seiner Natur erkennt man ihr Werden, und
die verschiedenen Arten der Zustände dieses inneren Baues sind meist
nichts Anderes, als verschiedene Entwickelungs- und Zerstörungsphasen.
Gewiss sehr bezeichnend ist es für alle Gebirge und in engster Beziehung
zu ihrer Bildungsweise, daß in ihnen vorzugsweise häufig die
kristallinischen Gesteine auftreten, und daß die deutlich aus Wasser
abgelagerten geschichteten Gesteine, wo sie im Inneren von Gebirgsketten
sich zeigen, stets deutlich aus ihrer ursprünglichen Lagerung gerückt,
gehoben, gebogen, geknickt, aufgerichtet oder vielfach zertrümmert sind.
Man unterscheidet hauptsächlich drei Arten der Entstehung und sehr viele
Kombinationsformen, Entwickelungs- und Zerstörungsstadien derselben. Die
drei Entstehungsarten sind nach Cotta:
1. Durch Ausfluss und oberflächliche Anhäufung von
Eruptivgesteinen — vulkanische Gebirge;
2. durch Erhebung vorhandener fester Erdkrustenteile,
welche bewirkt ist durch aufdringende Eruptivgesteine — Plutonische
Gebirge;
3. durch Seitendruck und in Folge davon Fältelung der
festen Erdkruste — Faltengebirge.
Zu den ersteren gehören alle wahren Eruptionskegel der
Vulkane, alle Basalt- und Phonolithberge und wahrscheinlich sogar manche
Trachyt- und Porphyrberge, so wie die aus ihnen bestehenden Berggruppen
oder Gebirge. Ein sehr schönes Beispiel dieser Art liefert das böhmische
Mittelgebirge. Die Rhön, das Vogelsgebirge, der Kaiserstuhl im Breisgau,
die Berge und Kuppen des Siebengebirges und der Eifel sind andere,
minder deutliche Beispiele von Gebirgen dieser Art.
Zu der zweiten Art, bei welcher vorhandene feste
Erdkrustenteile durch aufdringende Eruptivgesteine lokal erhoben sind,
gehört die Mehrzahl aller Gebirge, wobei jedoch zu bemerken ist, daß mit
ihr öfters auch noch Bergbildungen durch aus- und übergestoßene
Eruptivgesteine verbunden sind.
Die dritte Bildungsart der Gebirge ist die durch
Seitendruck und durch ihn veranlaßte Knickung, Aufrichtung, Fältelung
der Flöz-Formationen in einer gewissen Entfernung von plutonisch
gehobenen Gebirgen. So läßt ein Idealprofil oder ein Querschnitt der
Alpen (Fig. 11) senkrecht auf ihre ostwestliche Streichungsrichtung,
also von Norden nach Süden, erkennen a eine mittlere oder zentrale
Kette, bestehend aus kristallinischen Gesteinen, welche die frühere
Decke der Gesteine bc und d gesprengt, ihre Schichten steil
emporgehoben, auseinandergeschoben und dabei die vielfache Faltung der
Weichen Sandsteinschichten d hervorgebracht hat. Die horizontal
gelagerten Schichten e, der jüngeren Tertiär- und Diluvialzeit
angehörig, kamen erst nach der Hebung des Gebirges zur Ablagerung. Ein
vortreffliches Beispiel der dritten Art liefert die Jurakette, die aus
mehreren parallelen Falten eines mächtigen Schichtensystems besteht. Es
ist nicht vorauszusetzen, daß hier eine Emporhebung aus der Tiefe
stattgefunden hat, sondern eben nur eine seitliche Zusammenschiebung.
Der gesamte Bildungs-Prozess ist aber ein außerordentlich langsamer und
für uns ganz unberechenbarer. Sicher aber ist es, wie die neuesten
Forschungen Prof. Sueß's dargetan haben, daß die Erdkruste keineswegs in
solch' unbeweglicher Ruhe sich befindet, wie man allgemein anzunehmen
gewohnt ist, sondern in ihr allenthalben seitliche Bewegungen
stattfinden, welche entfernt mit der Bewegung eines Gletschers
verglichen werden können. Diese Bewegungen, welche in Europa im
Allgemeinen nach Norden und Osten, in Asien hingegen nach Osten und
Süden gerichtet sind, sind jedoch in verschiedenen Teilen der Erdkruste
ungleich intensiv, so daß es leichter bewegliche, rascher
fortschreitende und relativ unbewegliche Teile gibt. Wo nun ein
rascher vorschreitender Teil der Erdkruste auf einen fester stehenden
stößt, dort wird er genötigt, sich au ihm aufzustauen, und
diese aufgestauten Massen sind eben die Gebirge. Ist es aber
wahrscheinlich, daß, wenn die Gebirge wirklich durch eine Faltenbildung
erzeugt wurden, welche ans einer selbständigen zeitlichen Bewegung der
Erdrinde beruht, diese Faltenbildung ihr Maximum an der freien
Oberfläche der Erde erreicht, gegen die Tiefe zu jedoch immer mehr
abnimmt und sich schließlich vollständig ausgleicht, so wird unsere
Vorstellung von dem Bau unserer Erdrinde vollständig verändert. Während
man nämlich bisher die größten Störungen immer in der größten Tiefe
vermutete, stellt es sich nunmehr im Gegenteile als äußerst
wahrscheinlich heraus, daß die tiefsten Schichten der Erdrinde in
vollkommen ungestörten konzentrischen Schalen das flüssige Erdinnere
umgeben und die Gebirgsbildung eine reine Oberflächenerscheinung sei.
Ende - p. 48
[Hier
weiter im Text von Siegmund: Das Wasser, Quellen]
Geschichte der Geowissenschaften
Allgemeine Geologie
Tektonische Bewegungen
Text: Bildung Erdkruste (Naumann, 1850)
Senkungen versunkene Wälder (Beche, 1852)
Küstenhebungen (Beche, 1852)
Tektonische Hebungen (Beche, 1852)
Hebungen (Beche, 1852)
Hebungen Englischen Küste (Beche, 1852)
Vertikale Bewegungen
(Roßmäßler, 1863)
Hebung Chile (Darwin, 1876)
Serapis, Hebung (Beudant, 1844)
Ruinen Pozzuoli (Roßmäßler,
1863)
Ruinen Pozzuoli (Siegmund,
1877)
Pozzuoli
(Lippert (1878)
Die Säulen von Pozzuoli (Fritsch, 1888)
Ruinen von Pozzuoli (Credner, 1891)
►
Profil Alpen, Orogenese (Siegmund,
1877)
Prozesse der Gebirgsbildung (Siegmund, 1877)
Ostafrikanischer Graben (Neumayr, 1897)
Biografien
der Autoren
Ferdinand Siegmund
Geschichte der Geowissenschaften
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Geschichte Lagerstättenkunde
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