Historische Arbeiten
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LUDWIG (1861) veröffentlichte eine "animierte" Zeichnung des Erdbebens von Guadeloupe.
Original Abbildung 90: Seite 152; Original-Größe: 9 cm x 8 cm: Ludwig, 1861: Erdbeben auf der Insel Guadeloupe.
LUDWIG, Rudolph
(1861): Das Buch der Geologie (Vol I y II). - Naturgeschichte der Erde;
212 Seiten (Band 1) y 230 Seiten (Band 2), 7 Abbildungen in Farbe, 273
Abbildungen im Text; Verlag Otto Spamer, Leipzig.
[Sammlung W. Griem]
Die Abbildungen wurden mit einem HP
Scanjet G3110 mit 600dpi eingescannt, danach mit Corel Draw - Photo
Paint (v. 19) digital bearbeitet. Speziell Filter der
Graustufenverbesserung, Elimination von Flecken sowie Verbesserung der
Schärfe wurden bei der Bildbearbeitung angewandt (W. Griem 2020).
Die Texte wurden mit einer Pentax
Kr-3 II digitalisiert und später mit ABBYY (v.14) verarbeitet und zur
OCR vorbereitet. Frakturschriften wurden mit ABBYY Fine Reader Online in
ASCII umgewandelt; "normale" Schriftarten mit ABBYY Fine Reader Version
14.
Die Texte wurden den heutigen Rechtschreibregeln teilweise angepasst, es
wurden erläuternde und orientierende Zeilen eingefügt (W. Griem, 2020).
Original Text von Ludwig, 1861:
Erdbeben p. 152
c. Erdbeben.
Zuletzt bleibt uns noch übrig, einer Erscheinung zu gedenken, welche,
allerdings weniger an der Bildung der Gebirgsmassen als an der
Veränderung ihres Baues Antheil nehmend, mit der Erdwärme im
Zusammenhange zu stehen scheint; es ist die der Erdbeben. Die zitternde,
wellenförmige Bewegung der Erdrinde, welche Erdbeben genannt wird, ist
eine so häufig wiederkehrende, alle Gegenden der Erdoberfläche
berührende Erscheinung, daß für sie eine tief in der Eigentümlichkeit
des Erdballes begründet liegende Ursache vorausgesetzt werden muß.
Die Erdbeben, obgleich sie alle vulkanische Ausbrüche begleiten, sind
doch nichts weniger als an diese gebunden; sie ereignen sich in
Gegenden, auf denen Vulkane nicht mehr vorhanden, sie sind unabhängig
von vulkanischen Eruptionen und verbreiten sich über außerordentlich
weite Strecken. Seit man die Erdbeben, welche sich in den von Europäern
bewohnten Ländern jährlich ereignen, genauer beachtet, hat sich deren
Zahl und Verbreitung als so ansehnlich ergeben, daß man zu der Annahme
berechtigt zu sein glaubt: das Erdbeben für eine sich fast täglich, wenn
auch in den entferntesten Gegenden wiederholende Erscheinung zu halten.
Die genannten Erschütterungen sind mehr oder weniger heftig; sie gehen
von einem Mittelpunkte aus und bewegen sich wellenförmig mit einer
gewissen Schnelligkeit nach dem Umkreise, wobei sie an der Oberfläche
der Erdkugel kreisförmige Ausschnitte, die Verbreitungskreise der
Erdbeben, begrenzen. Diese Bewegung ist zu vergleichen mit der des
Wassers, in dessen Mitte ein Fisch auftaucht. Der Spiegel des Wassers
wird von jenem Punkte aus sich in kreisförmigen Wellen bewegen, die nach
außen hin stets an Höhe abnehmen und endlich ganz verschwinden.
Über dem Mittelpunkte der Kreise wirkt das Erdbeben aufschleudernd,
umkehrend, wie bei dem 1797 zu Riobamba stattgesunden, wo große Gestein-
und Trümmermassen, sowie Leichen von Menschen und Tieren auf einen 300
Fuß hohen Hügel geschleudert wurden. In den nach dem Kreisumfange
wellenförmig fortstreichenden Erschütterungen kann es nur eine
umwerfende Kraft ausüben, welche Berge spaltet, Felsstürze bewirkt,
Städte zu Trümmern stößt, Spalten öffnet und schließt, in denen bewohnte
Orte, mit Allem was darinnen ist, ihr Grab finden. Es gibt kaum eine
furchterweckendere Erscheinung als die des Erdbebens. Der Erdboden, den
der Mensch gewohnt ist als ras Feste zu betrachten, schwankt, Abgründe
öffnen sich und verschlingen, was in ihr Bereich kommt, Berge zerfallen
in Trümmer und das Meer bäumt sich zu Flutwellen aus, welche die Küsten
mit unwiderstehlicher Gewalt abfegen. Grausenerweckendes Dröhnen und
Rollen in der Erde begleitet diese Zerstörung, geöffnete Spalten speien
Wasser, Schlamm und Rauch aus; der zagende Mensch findet keine Stätte,
um der unterirdischen Gewalt zu entfliehen. Nachdem sich die Wut des
Ereignisses besänftigt hat, werden tiefe Spalten in der Erde bemerkt.
Die Fig. 91 stellt solche Spalten dar; sie deuten nach
der Tiefe hin und weisen uns an, ihre Entstehungsursachen daselbst zu
suchen. Einzelne Theile der Oberfläche und der Meeresgrund wurden durch
die Erdbeben höher gehoben als sie vorher lagen, andere wurden mit
Allem, was sie bedeckte, mit Tausenden von Menschen tief in Schlünde
versenkt, ewig mit Nacht bedeckt. Man ist gewohnt, das Grauen der
Erdbeben nach der Anzahl von Menschenleben und nach dem Umfange der
Zerstörungen, welche sie anrichteten, zu bemessen, und kann in dieser
Beziehung eine Reihe von derartigen Ereignissen aufzählen, welche
innerhalb weniger Minuten Hunderttausende von Menschen töteten, viele
der prächtigsten und reichsten Städte zertrümmerten, Berge stürzten und
Erdstriche verschlangen. Unsere Fig. 90 gibt eine Versinnlichung des
Erdbebens, welches Point-n-Pitre auf Guadeloupe am 8. Februar 1843
zerstörte und innerhalb 70 Minuten auf diesem kleinen Raume 6OOO
Menschen und den Fleiß vieler Jahre unter Schlamm, Schutt und Trümmer
begrub.
Die Entstehung der Erdbeben ist von den Geologen in sehr verschiedenen
Ursachen gesucht worden. Die Einen glauben das Zusammenbrechen
ausgedehnter unterirdischer Höhlungen als eine Hauptveranlassung
derselben voraussetzen zu dürfen. Es ist an sich klar, daß das
Zusammensinken solcher Höhlungen, wenn sie überhaupt vorhanden sind,
keine Bodenhebungen, wie sie bei Erdbeben so oft erfolgen, bewirken
können. Der Erdbeben sind aber seit dem Bestehen der Erde und in
historischen Zeiten so viele erfolgt, die Erscheinung ist eine so
allgemein verbreitete, und sich so häufig wiederholende, daß solcher
Höhlungen unzählig viele sein müßten. Ferner ist kaum denkbar, daß durch
den Einsturz einer Höhle ein so großer Teil der Erdoberfläche
erschüttert werden kann, als das Erdbeben von Lissabon berührte, dessen
Erschütterungskreis 720,000 Quadr.- Meilen umfasste. Diese Gründe lassen
sich gegen jene Ansicht geltend machen. Andere wiederum suchten den
Grund der Erdbeben in der Inneren Erdwärme, welche, der Ausdehnung
fähigen Wasserdampf Plötzlich entbindend, dadurch, wie im zerberstenden
Dampfkessel, zerstörende Erschütterungen der überliegenden Decke
hervorruft. Der Sitz der Erdbeben liegt nach dieser Erklärungsweise sehr
tief gegen das Innere des Erdkörpers hin und es ist dadurch der Umfang
der Erschütterungskreise sehr wohl erklärt. Freilich bleibt dem
Menschen, welcher die in jenen Tiefen herrschenden Verhältnisse nicht
direkt festzustellen vermag, so Vieles dunkel, und so wird ihm auch noch
für lange Zeit die eigentliche Ursache der Erdbeben unerforschlich sein.
An der Gesteinbildung beteiligen sich die Erdbeben nur in
untergeordneten Verhältnissen; selten und nur, wenn sie sehr heftig
sind, bringen sie Schlamm- und Schuttlag er von geringer Ausdehnung
hervor. Desto bedeutender ist ihre Einwirkung auf den Bau der
Gesteinschichten. Sie bewirken Zertrümmerungen, Spaltungen der
Felsmassen und bereiten dadurch die Erz- und Mineralgänge vor; sie
öffnen weitere Spalten im Gesteine, ans denen die eruptiven Gesteine,
Laven, den Weg nach oben gebahnt finden. Der durch sie bewirkten
Hebungen und Senkungen wurde im Vorhergehenden schon gedacht.
Geschichte der Geowissenschaften
Geologie historisch
Erdbeben, Seismik
Erdbebenspalten (Beudant, 1844)
Erdbeben Verwerfungen (Beudant, 1844)
Text: Erdbeben (Naumann, 1850)
►
Erdbeben Guadeloupe (Ludwig, 1861)
Verschiebungen (Lyell, 1872)
Erdbebenspalten Kachar (E. Suess, 1875)
Text: Erdbeben (Siegmund, 1877)
Erdbebenspalten (Credner, 1891)
Text: Erdbebentypen (Credner, 1891)
Erdbeben Alpen (Suess, 1875)
Text: Ursachen Erdbeben (Neumayr 1897)
Erdbeben Spalte in Japan (Neumayr 1897)
Verschiebung durch Erdbeben (Neumayr 1897)
Schienenverbiegung (Neumayr 1897)
Text: Untersuchungs- Methoden (Neu. 1897)
Ausbreitung Erbebenwellen (Neumayr 1897)
Kalabrien, Erdbeben 1857 (Neumayr 1897)
Charleston, Isoseisten-karte (Neumayr 1897)
Autograph des Erdbebens (Neumayr 1897)
Bewegung Erdteilchen (Neumayr 1897)
Verteilung der Erdbeben (Kayser, 1912)
Instrumente
Seismometer (Roßmäßler,
1863)
Seismometer (Siegmund, 1877)
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